Der Obere Pfauenteich (Alter Pfauenteich)

Der Obere Pfauenteich bei Clausthal-Zellerfeld im Harz
Blick vom Dammfuß des Hirschler Teiches auf den Oberen (Alten) Pfauenteich
Der Obere bzw. Alte Pfauenteich ist einer der ältesten erhaltenen Bergbauteiche im Oberharz. Er liegt am Rande eines Waldgebietes östlich von Clausthal-Zellerfeld und gehört zu einer markanten vierstufigen Teichkaskade. Das stadtnahe künstliche Gewässer stellt zu jeder Jahreszeit ein attraktives Wanderziel dar.

Bau und Zweck

Das ursprüngliche Baudatum des ersten Teichdammes des Oberen Pfauenteiches verliert sich im Nebel der Geschichte und läßt sich heute nicht mehr zweifelsfrei ermitteln. In alten Überlieferung wird bereits im Jahre 1296 ein Pfauenteich erwähnt. Vermutungen zufolge handelte es sich dabei um einen Fischteich zur Versorgung der Mönche im Kloster Cella. Dieser Fischteich befand sich möglicherweise ungefähr am Standort des heutigen Oberen Pfauenteiches, was auch die alternative Bezeichnung "Alter Pfauenteich" erklären könnte. Es gibt jedoch auch fundierte Hinweise darauf, dass sich das erste Staubauwerk der Pfauenteichkaskade im Bereich des heutigen Unteren Pfauenteiches befunden haben soll. Ein dortiger mittelalterlicher Dammrest unterstützt jedenfalls diese These. Die Frage, ob bereits in jener fernen Epoche vor der verheerenden Pestepidemie der "Alte Mann" das Teichwasser neben der Nahrungsgewinnung darüber hinaus noch für Bergbauzwecke verwendete, wird wohl ebenso für immer unbeantwortet bleiben.

Nur kurze Zeit vor der durch Herzog Ernst von Grubenhagen veranlassten Wiederaufnahme des Bergbaus im Clausthaler Revier wurden im Jahre 1548 zwei Pfauenteiche erwähnt. Sehr wahrscheinlich war der "Alte Pfauenteich" einer davon, allerdings könnten sich auch diese vom Menschen geschaffenen Staugewässer im Bereich des heutigen Unteren Teiches befunden haben. Offen bleibt außerdem, ob die beiden Teiche gerade neu angelegt worden waren oder noch aus der beinahe nachrichtenlosen Ära vor der Pest stammten, welcher in der Mitte des 14. Jahrhunderts die gesamte lokale Bevölkerung zum Opfer fiel. Fest steht aber unabhängig davon, dass das heute "Oberer Pfauenteich" genannte künstliche Gewässer zu den ältesten Bergbauteichen im Harzgebiet gehört.

Der Obere Pfauenteich diente schon bald darauf der Versorgung der Erzgruben des Burgstätter Zuges mit Wasserkraft. Große Bedeutung hatte er mitsamt der beiden anderen Pfauenteiche und des oberhalb gelegenen Hirschler Teiches für den Antrieb der Wasserräder der beiden besonders ergiebigen Gruben Caroline und Dorothea.

Lage und Größe

Der Obere Pfauenteich liegt am Oberlauf des Zellbaches am östlichen Siedlungsrand der einzigen Harzer Universitätsstadt. Er wird eingezwängt im Westen und Osten von den Hängen des durch diesen Gebirgsbach geschaffenen Tales. Im Norden begrenzt das Gewässer sein eigener Staudamm, welcher sich direkt an der Stauwurzel des Mittelen Pfauenteiches befindet und im Süden hindert den uralten Bergbauteich an einer weiteren Ausdehnung der Damm des Hirschler Teiches, welcher seinerseits bereits ein wenig im angestauten Wasser des Oberen Pfauenteiches steht.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der in alter Teichbauweise ausgeführte Damm des Oberen Pfauenteiches noch nicht seine heutigen Ausmaße. Er wurde aber zu einer späteren, nicht mehr genau bestimmbaren Zeit mindestens einmal erhöht und weist in unseren Tagen eine Höhe von 8,30 Meter bei einer Gesamtlänge des Bauwerkes von 183 Meter auf.

Bei maximalem Wasserstand im Oberen Pfauenteich liegt dessen Oberfläche 577,67 Meter über dem Meeresspiegel und damit lediglich ca. viereinhalb Meter über dem Höchststand des nördlich und unterhalb gelegenen Mittleren Pfauenteiches. Das Gewässer bedeckt bei Vollstau eine Fläche von etwa 3,4 Hektar. In diesem Fall befinden sich ungefähr 144.000 Kubikmeter Wasser im Teich, welcher mit dieser Größe somit als Talsperre gilt.

Die Länge des Oberen Pfauenteiches beträgt maximal 330 und die Breite bis zu 150 Meter. Dabei weist er eine längliche und auffallend unregelmäßige Form auf, so dass er im mittleren Teil nur etwa 80 Meter und südlicher Bereich gerade einmal 50 Meter breit ist.

Zu- und Abflüsse

Schon in der Bergbau-Ära wurde der Obere Pfauenteich von fast allen natürlichen Zuflüssen abgeschnitten. Im Westen verlief bereits seinerzeit über die gesamte Länge nur wenige Meter vom Ufer entfernt und ungefähr einen halben Meter unterhalb des möglichen Wasserhöchststandes im Teich der Dorotheer Kehrradsgraben. Alle möglich Hangwässer, welche auf natürlichem Wege in den Oberen Pfauenteich gelangt wären, fließen seither in diesen Wassergraben und werden so dem östlich davon gelegenen Staugewässer entzogen.

Die Situation stellt sich am östlichen Teichufer nur unwesentlich anders dar. Der ungefähr 800 Meter lange Schirendanner Graben sammelte einst das Wasser von den Berghängen nordöstlich des Teiches. Da er aber nur rund zehn Höhenmeter unterhalb des "Neuen Grabens" platziert wurde, welcher in den Hirschler Teich mündete, konnten keine großen Mengen über diesen Wassergraben in den Oberen Pfauenteich eingeleitet werden. Lediglich in sehr wasserreichen Zeiten ergoß sich daher das auf nur wenigen Hektar Einzugsgebiet gesammelte kostbare Naß des Schirendanner Grabens unweit des östlichen Dammendes auf einer Höhe von 577,60 Metern über dem Meer in den höchstgelegenen der drei Pfauenteiche.

Ansonsten gelangte nur noch das Regenwasser, welches direkt über dem Teichgebiet niederging sowie geringe Mengen Wasser von den verbliebenen Hangarealen am Ostufer in den Alten Pfauenteich. Auch wenn in unseren Tagen sowohl der Neue als auch der Schirendanner Graben nicht mehr funktionstüchtig sind, hat sich an der grundlegenden Lage wenig geändert. Daher wird der Obere Pfauenteich nach wie vor in wesentlichen Teilen aus den nicht benötigten Wassern des Hirschler Teiches gespeist. Er selbst kann sein Wasser lediglich in den unterhalb gelegenen Mittleren Pfauenteich abgeben.

Der Teichdamm als Wassertransportweg

Auf der luftseitigen Böschung des Teichdammes des Oberen Pfauenteiches verlief nur wenig unterhalb der Dammkrone der Jägersbleeker Graben, welcher Wasser aus dem rund einen Kilometer weiter östlich gelegenen Jägersbleeker Teich bis hier her transportieren konnte. Obendrein leitete man über eine weitere Verzweigung Wasser aus dem ungefähr zwei Kilometer entfernten Langer Teich in diesen Graben ein. Am westlichen Ende des Dammes wurde dann das kostbare Naß auf einer Höhe von 577,10 Metern über dem Meer dem Dorotheer Kehrradsgraben übergeben und so dem namensgebenden Wasserrad sowie zahlreichen weiteren zur Verfügung gestellt.

Der ursprünglich über sechs Kilometer lange Jägersbleeker Graben wurde um das Jahr 1785 durch den 780 Meter langen Fortuner Wasserlauf erheblich verkürzt und hatte auf der gesamten Strecke ein Gefälle von lediglich einem Meter. In unseren Tagen ist der einst mit viel Mühe erbaute Wassergraben nicht mehr funktionstüchtig, doch zumindest im Bereich der Dammböschung noch immer gut zu erkennen.

Heutige Nutzung

Seine einstige Bestimmung als Wasserspeicher für die Kunst- und Kehrräder der angrenzenden Silberbergwerke hat der Obere Pfauenteich längst verloren. Heute ist der alte Bergbauteich in das Trinkwasserversorgungssystem von Clausthal-Zellerfeld eingebunden. Des Weiteren dient der höchstgelegene der drei Pfauenteiche in unseren Tagen als Hochwasserschutzteich. Aus diesem Grund schwankt der Wasserstand im Jahresverlauf ein wenig, üblicherweise aber nur relativ gering im Dezimeterbereich.

Angeln

Mit entsprechender Berechtigung dürfen Sie im fischreichen Oberen Pfauenteich tagsüber und vom Ufer aus auch angeln. Hier schließt sich der Kreis zum Hochmittelalter, als der Teich - bzw. sein Vorgängerbau - mutmaßlich zur Fischzucht angelegt worden war. Das von der Angler-Interessengemeinschaft Preussag e.V. betreute Mischgewässer beherbergt u.a. Barsch, Hecht, Regenbogenforelle, Rotfeder, Schleie und Zander. Auf der Vereinswebseite können Sie sich über die Bedingungen zum Erwerb einer Angelkarte für Gastangler informieren.

Waldwandel

Ebenso wie an zahlreichen anderen Stellen im Harz hat auch der Wald am Oberen Pfauenteich sein Antlitz deutlich verändert. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit wurde das Ostufer des uralten Gewässers von einem dichten Fichtenbestand geprägt. Diese stolzen Bäume sind jedoch in der jüngeren Vergangenheit ein Opfer des Borkenkäfers und variierender klimatischer Bedingungen geworden. Aus diesem Grund dominieren dort derzeit weitestgehend kahl erscheinende Flächen mit ein paar vereinzelt aufragenden Laubbäumen in Ufernähe. Doch auch dieser Anblick wird nur von vergleichsweise kurzer Dauer sein, denn vermutlich schon in wenigen Jahren wächst östlich des Oberen Pfauenteiches ein neuer junger Mischwald heran.

Schutzstatus

Als eines der ältesten von Menschenhand für Bergbauzwecke geschaffenen Gewässer im Harz gehört der nach wie vor aktive Obere bzw. Alte Pfauenteich zum Kulturdenkmal "Oberharzer Wasserregal" und steht somit bereits seit dem Jahre 1978 unter Denkmalschutz. Im Juli 2010 wurde er obendrein gemeinsam mit dutzenden anderen Bauwerken der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Das reine Gewässerareal ist außerdem Teil des FFH-Gebietes "Oberharzer Teichgebiet", was einen besonderen Schutz für die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt im Teich bedeutet.

Wandern

Sie können den Oberen Pfauenteich ebenso wie die anderen Gewässer der vierstufigen Teichkaskade nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Im unmittelbaren Umfeld gibt es trotz Stadtnähe zudem keine offizielle Parkmöglichkeit und auch die nächste Haltestelle eines öffentlichen Verkehrsmittels ist vom Teichdamm mehr als einen Kilometer entfernt. Dies hat zur Folge, dass auch bei schönem Wetter sich die Anzahl der Menschen rund um das historische Gewässer in einer überschaubaren Menge hält.

Als Ausgangs- und Endpunkte für eine Wanderung zum Oberen Pfauenteich eignen sich die Bushaltestellen an der Bundesstraße 242 am Abzweig Prahljust bzw. in der Altenauer Straße am Bergfestplatz. Autofahrer können ihr Fahrzeug auf dem etwa anderthalb Kilometer vom Teichdamm entfernten Parkplatz Entensumpf an der erwähnten Bundesstraße abstellen oder parken im Stadtgebiet und laufen anschließend ein mehr oder weniger langes Stück zu Fuß. Beim Besuch des Oberen Pfauenteiches sollten Sie die für diese Wegstrecke benötigte Zeit unbedingt zusätzlich mit einplanen.

Den Oberen Pfauenteich können Sie gut auf dem nicht als Rundweg ausgelegten Wasserwanderweg Hirscher Teich / Pfauenteiche erkunden. Dieser thematische Wanderweg führt über die jeweiligen Teichdämme und ansonsten auf einem Weg entlang der Wassergräben an den West- bzw. Südufern der drei Pfauenteiche entlang. Da sich der Obere Pfauenteich als einziger der vier Teiche auf einem Rundweg umwandern läßt, ergibt sich hier eine interessante Variation im Streckenverlauf, falls Sie nicht auf dem Hin- und Rückweg den exakt gleichen Weg gehen möchten.


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Weitere Informationen:
Clausthal-Zellerfeld | Teiche im Harz | Übersichtskarte "Oberharzer Teiche" | Das Oberharzer Wasserregal | Der Wasserwanderweg "Hirschler Teich - Pfauenteiche" | Der Burgstätter Zug | Die Grube Caroline | Die Grube Dorothea

Externe Links:
Die Webseite der Angler-Interessengemeinschaft Preussag e.V.

In der näheren Umgebung befinden sich:
Der Hirschler Teich | Der Mittlere Pfauenteich | Der Untere Pfauenteich | Der Dorotheer Kehrradsgraben | Der Parkplatz Entensumpf

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