Die Innerste

Die Quelle der Innerste  
Der "Innerstesprung" im Oberharz nahe Clausthal-Zellerfeld  
In den Harzer Bergen gibt es zahlreiche Stellen mit einer beinahe unberührten Natur, wo wilde und reißende Bäche mit sauberem Wasser sich zwischen rauhen Felsen ihren Weg talwärts bahnen. Der Fluß im Harz, welcher am weitesten von dieser Idylle entfernt ist, dürfte die Innerste sein. Von dem skizzierten Bild stimmt bei diesem Gewässer so gut wie gar nichts.
Das Quellgebiet
Die Quelle der Innerste, der "Innerste-Sprung", befindet sich südöstlich von Clausthal-Zellerfeld nahe der Bundesstraße 242 in einer Höhe von etwa 610 Meter über dem Meersspiegel. Schon nach wenigen Metern mündet der noch kleine Gebirgsbach in den Entensumpf ein, einen alten Bergbau- und Trinkwasserteich, welcher einst u.a. der Wasserversorgung von Clausthal diente. Anschließend folgen in kurzer Abfolge zahlreiche weitere Staustufen.
Der gezähmte Fluß
Wenn die Innerste nach drei Kilometern Flußlauf den Ort Buntenbock erreicht, wurde ihr Wasser neben dem Entensumpf bereits im Oberen Nassenwieser Teich, im Bärenbrucher Teich, im Ziegenberger Teich sowie im Großen Sumpfteich am unbekümmerten Weiterfluß gehindert. Zahlreiche Zuflüsse haben den anfänglichen kleinen Gebirgsbach bis dahin obendrein zu einem stattlichen Fluß anwachsen lassen.

Jenseits von Buntenbock folgt mit dem Prinzenteich das größte Staubauwerk auf dem relativ kurzen Weg des Flusses von seiner Quelle bis hierher. Wenn das Wasser der Innerste diese historische Talsperre verläßt, ist es zwar durch die vielen Regularien alles andere als wild, aber immerhin noch sauber. Doch auch das ändert sich nun.

Der verseuchte Fluß
Im sich unterhalb des Prinzenteiches anschließenden Abschnitt des Innerstetals reihte sich in der Bergbau-Ära ein Pochwerk an das nächste, flankiert von unzähligen Schmelzhütten zur Weiterverarbeitung des zerkleinerten Erzes. All diese dem Bergbau nachfolgenden Betriebe nutzten die Wasserkraft der gebändigten Innerste und ihrer Nebenflüsse. Die bei der Silbergewinnung entstehenden Abfälle in Form von Schlacken, Pochsanden und Schlämmen lagerte man flußnah und ungeschützt im unmittelbaren Umfeld der Werkstätten. Dort befinden sich diese schwermetallhaltigen Halden im Wesentlichen bis heute.

Die Bleikonzentration in diesen Ablagerungen liegt bei rund 17 Gramm pro Kilogramm Material. Wenn das Fluß- und Oberflächenwasser diese Deponien durchströmt, nimmt es erhebliche Mengen davon auf. Pro Tag fließen so mit dem Wasser der Innerste etliche Kilogramm Blei talwärts. Kontinuierlich gelangen auf diese Weise seit Jahrhunderten aber auch zahlreiche weitere giftige Stoffe in das Flußwasser. Neben Blei ist das Wasser der Innerste mit ebenso ungesunden Gehalten an Arsen, Kupfer, Cadmium, Thallium und Zink sowie diversen weiteren Schwermetallen gesättigt.

Übers Jahr summieren sich die durch das Innerstewasser abtransportierten Metallquantitäten zu enormen Größenordnungen. Untersuchungen im Jahre 2007 ergaben als Jahresabfluß bei Blei rund 18 Tonnen, bei Zink etwa 88 Tonnen, bei Cadmium ca. 400 Kilogramm und bei Arsen ungefähr 580 Kilogramm.

Westlich von Clausthal-Zellerfeld fließt mit dem Zellbach ein ebenfalls durch Bergbaurückstände stark belastetes Gewässer in die Innerste. Im weiteren Flußverlauf nimmt die Schwermetallkonzentration durch die diversen Zuflüsse nur unwesentlich ab.

Vom Oberharz bis zum Meer
Nach der Passage der beiden alten Bergbaustädte Wildemann und Lautenthal wird die Innerste von der großen, in den 1960er Jahren erbauten Innerste-Talsperre erneut aufgehalten und angestaut. Die Staumauer der Innerste-Talsperre ist mit einer Länge von 750 Metern die längste aller Talsperren im Harz. Etwa drei Kilometer unterhalb dieser Staumauer fließt die Innerste durch Langelsheim und verläßt dabei den Harz in Richtung Norden.

Nach fast 100 Kilometern Wegstrecke vom Innerste-Sprung im Oberharz und der Überwindung von ca. 550 Höhenmetern sowie der Passage von Hildesheim und Sarstedt ergießt sich die Innerste nahe des Ortes Ruthe in die Leine. Von dort gelangt das Wasser über Aller und Weser in die Nordsee. Im Bereich der Wesermündung konnten in den Sedimenten aus den Bergbauhalden im Oberharz stammende Schwermetalle nachgewiesen werden. Nicht unwesentliche Mengen der giftigen Stoffe dürften aber nach wie vor ins offene Meer gelangen.

Verkehrsader Innerstetal
Wie viele andere Gebirgstäler stellt auch das Innerstetal eine bedeutende Verkehrsader dar. Parallel zur heutigen Straße fuhr von 1877 bis 1976 die Innerstetalbahn von Langelsheim über Lautenthal und Wildemann durch das Flußtal bis nach Clausthal-Zellerfeld. Noch in unseren Tagen erinnern zahlreiche Brücken und andere Bauwerke entlang der Innerste an diese ehemalige malerische Bahnstrecke.
Der Innerste-Radweg
Seit dem Jahre 2013 wird der Flußlauf der Innerste vom Innerste-Radwanderweg begleitet. Die abwechslungsreiche Route führt Sie auf 105 Kilometern vom Innerste-Sprung im Oberharz bis zur Mündung des Flusses in die Leine. Der Innerste-Radweg nutzt im Harz im Allgemeinen bereits vorher vorhandene Wege, welche derzeit (2020) jedoch noch nicht in jedem Fall optimal ausgebaut sind.


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