Der Ilsestein

Kreuz auf dem Ilsestein
"Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschenfüße." (Heinrich Heine)
Etwa drei Kilometer südlich des Stadtzentrums von Ilsenburg erhebt sich hoch über dem Ilsetal auf dem Gebiet des Nationalparks Harz der sagenumwobene Ilsestein. Dieser steile und fast senkrecht abfallende Granitfelsen ist als Wanderziel sehr beliebt und vom Tal des Flusses Ilse aus gut zu erreichen. Vom Ilsestein bietet sich Ihnen eine herrliche Aussicht auf das rund sechs Kilometer entfernte Brockenmassiv, das Ilsetal und die umgebenden Berge, die Stadt Ilsenburg sowie weite Teile des nördlichen Harzvorlandes.

Die Granitklippe

Auf die umfangreiche Liste der besonders eindrucksvollen Felsklippen im Harz gehört zweifellos auch der Ilsestein. Sein begehbarer Teil ist etwa 130 Meter lang, wobei sein oberer Bereich einen schmalen, nur wenige Meter breiten Felsgrat darstellt. Die langgezogene Granitformation verläuft von Südosten nach Nordwesten. Der Ilsestein ist dicht bewaldet, weist aber dennoch viele Aussichtspunkte mit imposanten Ausblicken auf. Das Gelände fällt an einigen Stellen beinahe senkrecht ab. Viele der für Besucher zugänglichen Bereiche sind mit Geländern gesichert, jedoch aber nicht überall.

Der Ilsestein besteht aus dem nach ihm benannten Ilsestein-Granit, welcher geologisch zum Granitgebiet des Brockenmassivs gehört. Das Gestein ist besonders quarzreich und weist zahlreiche großvolumige Füllungen mit verschiedenen weiteren Mineralien auf. Aus diesem Grund ist der Ilsestein-Granit als Werkstoff weniger geeignet, weshalb es auch keine Steinbrüche in diesem Areal gibt.

Die Burgruine Ilsestein

Im Hochmittelalter befand sich auf dem Felsen eine kleine Burganlage. Diese diente den deutschen Kaisern zum Schutz des umliegenden Reichsbannforstes und zur Überwachung des nahegelegenen Klosters in Ilsenburg. Auf Befehl des Papstes wurde die Bergfestung im Jahre 1107 gestürmt und zerstört.

Das zu Beginn des 11. Jahrhunderts errichtete Bauwerk maß laut den Angaben auf einer Informationstafel vor Ort etwa 50 Meter in der Länge und ca. zehn Meter in der Breite. Die zugehörige Skizze des Festungsbauwerkes zeigt einen ummauerten Burghof und einen markanten Bergfried. Doch das Bild stellt vermutlich ein reines Phantasieprodukt dar, denn die gezeigte Anlage passt nicht wirklich zu den oben genannten Ausdehnungen der Burg Ilsestein.

Die Ruine der Burg geriet nach der Zerstörung allmählich in vollständige Vergessenheit. Nach ihrer Wiederentdeckung erfolgten in der Mitte des 20. Jahrhunderts Ausgrabungen auf dem schmalen Felsgrat des Ilsesteins. Dabei gefundene Brandspuren führten die Forscher zu der Vermutung, dass die Anlage umkämpft und mindestens einmal niedergebrannt und wiederaufgebaut worden war. Heute können Sie am Ilsestein einige wenige, etwas versteckt liegende Mauerreste des mittelalterlichen Bauwerks besichtigen.

Die Raststätte Ilsestein

Ein Wanderziel wird erst dann so richtig attraktiv, wenn vor Ort auch für das leibliche Wohl gesorgt wird. Direkt am Hauptwanderweg befindet sich am Ilsestein am Abzweig zum Pfad in Richtung Gipfelkreuz eine kleine Raststätte. Das Gasthaus bietet Ihnen somit die Gelegenheit für eine Pause und sowohl drinnen als auch unter freiem Himmel diverse einfache Speisen und Getränke. Die Raststätte Ilsestein hat jedoch derzeit leider nur an den Wochenenden geöffnet (Stand Oktober 2022), weshalb Sie sich an allen anderen Tagen selbst verpflegen oder im weiteren Umfeld eine andere Einkehrmöglichkeit aufsuchen müssen.

Das Gipfelkreuz

Auf dem Gipfel des 474 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Ilsesteins steht ein großes und weithin sichtbares, aus Gußeisen bestehendes Kreuz. Im Jahre 1814 errichtete es Anton Graf zu Stolberg-Wernigerode zur Erinnerung an seine Freunde und Bekannte, welche in den Befreiungskriegen der Jahre 1813 und 1814 gefallen waren. Ein Jahrhundert darauf wurde im Oktober 1913 in Anwesenheit des Fürsten Christian-Ernst zu Stolberg-Wernigerode am Felsen unterhalb des Gipfelkreuzes eine zusätzliche Gedenktafel angebracht, auf welcher Sie Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte des gußeisernen Kreuzes lesen können.

Mit etwas Geschick können Sie bis zu diesem Kreuz klettern und einen Blick in das 150 Meter tiefer gelegene Tal der Ilse sowie auf verschiedene weitere markante Geländepunkte werfen. Der Aufstieg bis zum Gipfelkreuz ist jedoch nicht ganz ungefährlich. Achten Sie deshalb unbedingt auf Ihre Sicherheit und die Ihrer Begleitpersonen. Oben auf dem Fels neben dem Kreuz gibt es kein Geländer oder vergleichbare Schutzvorrichtungen.

Heinrich Heine auf dem Ilsestein

Der Dichter Heinrich Heine besuchte im Verlauf seiner im September des Jahres 1824 durchgeführten Harzreise auch den Ilsestein. Er stieg vermutlich am 21. September bis zu dem gußeisernen Kreuz hinauf. Durch ihn fand der Felsen hoch über dem Ilsetal u.a. durch die folgenden Zeilen Einzug in die klassische deutsche Literatur:
"Das ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen, waldbedeckten Berge, aber die vierte, die Nordseite, ist frei, und hier schaut man das unten liegende Ilsenburg und die Ilse, weit hinab ins niedere Land. Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes, eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschenfüße".
Im Bereich des Aussichtspunktes befinden sich in unseren Tagen verschiedene kleine Tafeln mit Zitaten zum Ilsestein aus Heines "Harzreise".

Die Sage vom Ilsestein

Angesichts seiner auffälligen Gestalt und der weit in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte ist es kaum verwunderlich, dass sich auch einige Harzer Sagen mit der Felsklippe des Ilsesteins befassen.

Die bekannteste Variante der Ilsesage berichtet davon, dass einstmals - als es das Ilsetal noch nicht gab - auf der Burg Ilsenstein ein Riese mit seiner schönen Tochter Ilse lebte. Das Mädchen hatte sich in einen auf dem benachbarten Westerberg lebenden Ritter verliebt. Der Riese war jedoch gegen diese Verbinung und trennte mit einem gewaltigen Schlag die beiden Felsen durch ein tiefes Tal. Ilse war darüber sehr verzweifelt und stürzte sich in den wilden Gebirgsfluß am Fuße des Burgberges. Dieser Fluß trägt seither ihren Namen.

Der frühe Tod hinterließ eine unruhige Seele. In weiße Gewänder gehüllt erscheint die schöne Ilse von Zeit zu Zeit unterhalb der Felsklippe, um sich im Fluß zu waschen. Wer sie dabei beobachtet, den nimmt sie in ihr kristallenes Schloß mit und beschenkt ihn reichlich mit Gold.

Von Heinrich Heine stammt eine in Versform gebrachte eigene Version der Sage um die schöne Prinzessin Ilse. Er stellt darin eine dem damaligen Zeitgeist entsprechende Verbindung zum mittelalterlichen Kaiser Heinrich her. Dieses Gedicht finden Sie in Heines bereits erwähnter "Harzreise" vor der Beschreibung des Ilsesteins.

Wandern zum Ilsestein

Der Ilsestein ist nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Um zu der imposanten Felsklippe zu gelangen, müssen Sie zudem unabhängig vom Ausgangspunkt etliche Höhenmeter überwinden.

Den besten Startpunkt für eine Wanderung zum Ilsestein stellt der Ausgang des Ilsetals am südlichen Ortsrand von Ilsenburg dar. Dort gibt es am Fuße der Berge einen kostenpflichtigen Parkplatz auf einer Höhe von etwa 290 Meter über dem Meeresspiegel. Von dieser Stelle bis zum rund drei Kilometer entfernten Ziel müssen Sie also ungefähr 180 Meter Höhenunterschied bewältigen.

Sie können vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt auf der Granitklippe zwischen zahlreichen Weg-Varianten wählen, welche sich in ihrer Länge nur unwesentlich unterscheiden. So besteht z.B. direkt am Parkplatz die Möglichkeit, den Weg nach Osten in Richtung Wasserspielplatz einzuschlagen. Zunächst überqueren Sie den von Menschenhand angelegten "Mühlbach" und gehen dann am Westufer der Ilse entlang den Weg flußaufwärts. Auf einer Brücke gelangen Sie an das Ostufer des malerischen Gebirgsflusses und nach wenigen hundert Metern nach der Passage eines historischen Luftschutzstollens im Bothofelsen zur Prinzess-Ilse-Quelle direkt am Fahrweg.

An dieser Mineralwasserquelle, deren kostbares Naß einst als Trinkwasser genutzt wurde, besteht eine erste Gelegenheit, einen zum Ilsestein hinaufführenden Weg einzuschlagen. Sie wandern in diesem Fall am Berghang oberhalb der Ilse fast wieder bis zum Wasserspielplatz zurück, ehe es auf einem serpentinenartigen Weg steil bergauf geht. Unterwegs bieten sich Ihnen schöne Ausblicke auf Ilsenburg und Umgebung. Nahe einer Schutzhütte treffen Sie schließlich auf den Hauptweg zum Ilsestein.

Alternativ gehen Sie von der Prinzess-Ilse-Quelle den breiten Fahrweg noch wenige hundert Meter weiter bis zu dem zum Waldhotel gehörenden Parkplatz. Hier beginnt auf einem gut ausgebauten Wanderweg der eigentliche Aufstieg zum Ilsestein. An der bereits erwähnten Schutzhütte verbindet sich diese Route mit der an der Mineralquelle beginnenden Wanderstrecke. Dem Geländeprofil folgend schlängelt sich der Weg nun etwa einen Kilometer immer bergauf am Hang der Berge entlang, ehe das Ziel der Mühen in Sicht kommt.

Nach der Besichtigung der Granitklippe können Sie anschließend den gleichen Weg zurück gehen oder eine andere Strecke wählen, so dass Ihre Tour zu einer Rundwanderung erweitert wird. Eine mögliche Route führt durch das Loddenketal ins Ilsetal und dort am Fluß entlang zum Ausgangspunkt zurück. Sie gehen in diesem Fall jenseits des Ilsesteins den Weg weiter nach Südosten und biegen nach ungefähr 150 Metern rechts ab und an der nächsten Wegkreuzung wiederum nach rechts auf den talwärts führenden Waldweg.

Statt an der genannten Wegkreuzung ins Tal abzubiegen, besteht auch die Möglichkeit, geradeaus weiter zur imposanten Paternosterklippe zu wandern. Anschließend gehen Sie bis zum Platz am Abzweig Plessenburg und von dort den Weg durch das Loddenketal ins Ilsetal.

Wenn Sie nicht so eine weite Strecke wandern wollen oder können, besteht in diesem speziellen Fall zumindest im Sommerhalbjahr noch eine weitere interessante Möglichkeit. Außer sonntags, montags und an Feiertagen fährt mehrmals täglich auf der nicht öffentlichen Straße durch das Ilsetal ein "Der Ilsetaler" genannter Bus in Richtung Drei Annen Hohne. Sie können mit diesem z.B. von Ilsenburg bis zur Haltestelle Plessenburg fahren und von dort über die Paternosterklippe zum Ilsestein wandern. Als Inhaber eines "Harzer-Urlaubs-Tickets", welches Sie als Übernachtungsgast im Harz im Zusammenhang mit der Zahlung der Kurtaxe erhalten, ist für Sie eine Fahrt mit dem "Ilsetaler" mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden.


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Weitere Informationen:
Bilder vom Ilsestein | Die Burgruine auf dem Ilsenstein

externe Links:
Die Raststätte Ilsestein | Der Fahrplan des "Ilsetalers"

In der näheren Umgebung befinden sich:
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