Die Winzenburg - Burgruine und Kultstätte

Hauptwall der Winzenburg
Der Hauptwall der Winzenburg befindet sich inmitten eines dichten Baumbestandes und kommt in natura wesentlich besser zur Geltung als auf dem Foto.
Die Winzenburg ist eine ehemalige befestigte Anlage auf dem Roßtrappenberg bei Thale. Archäologische Funde belegen, daß dieses Gebiet schon vor etwa 5000 Jahren besiedelt gewesen sein muß bzw. von den damaligen Menschen für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt wurde. Details verlieren sich aber leider wie so oft im Nebel der Vorgeschichte. An ihre Stelle treten Vermutungen und Hypothesen. Zu diesen gehört auch die recht naheliegende Annahme, daß einst Germanen vom Stamm der Sachsen die Winzenburg errichteten.

Das Areal der Winzenburg bot mit einer Gesamtfläche von etwa 24 Hektar genug Platz für mehrere tausend Menschen. Damit gehört sie zu den größten Burganlagen aus dieser Zeit und stellte wahrscheinlich auch ein sehr bedeutendes Zivilisationszentrum dar. Vermutlich diente die Gesamtanlage daher nicht nur als Zufluchtsort, sondern auch als ein Ort zum Arbeiten, Leben und Wohnen sowie für kultische Handlungen. Ein wichtiger Bestandteil der Winzenburg war wohl eine Kultstätte, deren Reste noch heute in Form des legendären "Hufabdrucks" zu sehen sind.

Diese Stadt bzw. stadtähnliche Ansiedlung hoch oben auf dem steilen Bergmassiv war damit sozusagen das "Machu Picchu" des Harzes. Hätten die damaligen Harzbewohner ihre Gebäude aus Stein errichtet, ergäbe sich heute womöglich ein ganz anderes Bild jener fernen Tage. Bezogen auf ihre Grundfläche stellte die Winzenburg aber dennoch so manche spätere mittelalterliche Stadt in den Schatten.

Während die Winzenburg im Norden, Osten und Süden durch steile Abhänge einen recht guten natürlichen Schutz aufweisen konnte, mußte sie im Westen durch den Bau eines mehrere hundert Meter langen und noch heute rund sechs Meter hohen und zwischen sechs und acht Meter dicken Festungswalls gesichert werden. Dieses Hauptbollwerk der Burg wurde wiederum von einem vorgelagerten Wall und diversen kleineren Nebenwällen geschützt.

Es sind als Ergebnis umfangreicher Grabungen im Zusammenhang mit dem Bau der Zufahrtsstraße zum Roßtrappenhotel mehrere Ausbaustufen nachweisbar. Der Beginn der Arbeiten an der Sperranlage lag vermutlich bereits im späten Neolithikum.

Noch bis in das 10. Jahrhundert hinein soll die Winzenburg eine bedeutende Festungsanlage gewesen sein. Ihre letzten Besitzer waren die Grafen von Regenstein, welche im späten Mittelalter die bereits verfallende Burg nutzten. An verschiedenen Stellen fanden Forscher Mörtel aus jener Epoche.

Eine weitere Verwendung als heimlicher Versammlungsort soll die alte Kultstätte noch lange nach der offiziellen Christianisierung der Sachsen erfahren haben. Hier trafen sich angeblich diese Ureinwohner des Harzes, um nach wie vor die alten Götter zu verehren.

Wer mit dem Auto zur Roßtrappe anreist, passiert unweigerlich den unübersehbaren Hauptwall der Winzenburg, in welchen beim Straßenbau eine Bresche geschlagen wurde. Für den Laien sind ansonsten keine weiteren baulichen Überreste der vorgeschichtlichen Festungsanlage erkennbar. Vermutlich ruhen aber noch unzählige Zeugen der Vergangenheit im Waldboden zwischen dem Hauptwall und dem sagenumwobenen Hufabdruck.

Der westlich des Hotels aufragende Winzenburgturm steht übrigens in keinem Zusammenhang mit der germanischen Festungsanlage. Dieses derzeit nicht öffentlich zugängliche Bauwerk wurde im Jahre 1860 als Aussichtsturm errichtet.


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