Wallhausen

Wallhausen
Im Ortszentrum von Wallhausen - im Hintergrund die fragmentarische St.-Peter-und-Paul-Kirche
Der von mehr als 2000 Menschen bewohnte Ort Wallhausen befindet sich am Rand der Helmeniederung im Osten der Goldenen Aue. Die geschichtsträchtige Siedlung mit bewegter Vergangenheit liegt im südlichen Harzvorland etwa sechs Kilometer westlich von Sangerhausen.

Wallhausen wurde im Jahre 908 erstmals urkundlich erwähnt, ist möglicherweise aber um einiges älter. Die Gründung des Ortes erfolgte vermutlich durch die Karolinger. Auf ein höheres Alter deutet auch der Umstand hin, daß Wallhausen bereits im frühen 10. Jahrhundert eine große Bedeutung hatte.

Im Jahre 909 fand in Wallhausen die Hochzeit von König Heinrich I. mit Mathilde statt. Vermutlich erblickte hier im Jahre 912 auch deren Sohn Otto, der spätere Kaiser Otto der Große, das Licht der Welt. Zu dieser Zeit befand sich an diesem Ort bereits eine bedeutende Pfalz, welche wahrscheinlich von einer ebenfalls wehrhaften Befestigungsanlage geschützt wurde. Die Pfalz in Wallhausen gehörte im 10. und 11. Jahrhundert zu den großen Kaiserpfalzen in Deutschland. Hier wurden mehr als 40 bedeutsame Urkunden der damaligen deutschen Herrscher ausgestellt.

Seit dem Jahre 1030 besaß Wallhausen Stadtrecht. Der Ort stellte damals ein wichtiges Zentrum der kaiserlichen Macht dar. Im Jahre 1115 wurde Wallhausen nach der Schlacht am Welfesholz von Lothar von Supplingenburg zerstört und etwa Mitte des 12. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Mit dem Niedergang der kaiserlichen Gewalt verloren Burg und Pfalz im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts allmählich an Bedeutung.

Im Jahre 1408 wurde die im Stil der Gotik errichtete St.-Peter-und-Paul-Kirche zu Wallhausen eingeweiht. Am 22. Februar 1945 fiel das Kirchenschiff bei einem Bomberangriff der Alliierten in Schutt und Asche. Auch der Turm erlitt dabei sehr starke Schäden. Dieser erwies sich als nicht mehr reparierbar und mußte in der Nachkriegszeit gesprengt werden. Das Gotteshaus in Wallhausen ist seit dieser Zeit turmlos. In den 1950er Jahren erfolgte der Wiederaufbau des Chorraumes, welcher seither für die Gottesdienste genutzt wird. Nach der Jahrtausendwende fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten an den verbliebenen Gebäudeteilen statt. Als Besonderheit weist das fragmentarische Gotteshaus in seinem Inneren einen spätgotischen Schnitzaltar auf. Dieser ist eine Leihgabe aus der Kirche in Hackpfüffel.

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde von den neuen Herren von Asseburg die mittelalterliche Festungsanlage in ein repräsentatives Schloß umgestaltet. Ein großer Teil der heute vorhandenen baulichen Anlagen stammt aus dieser Zeit. Nach starken Beschädigungen im 30jährigen Krieg erhielt das Schloß vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts seine heutige Gestalt. Es befand sich noch bis 1945 im Besitz der Nachfahren derer von Asseburg. In unseren Tagen befinden sich in den Mauern des Schlosses u.a. ein Hotel, ein Restaurant und diverse kulturelle Einrichtungen.

Die im Mittelalter bedeutende Stadt Wallhausen büßte im Verlauf der Neuzeit ihre hervorgehobene Stellung ein. Sie verlor im Jahre 1831 die Stadtrechte und galt in der Folgezeit als Flecken. Im Jahre 1866 erfolgte ein Anschluß an die Halle–Kasseler Eisenbahn (Kanonenbahn). Gleichfalls zu dieser Zeit wurde in Wallhausen eine Zuckerfabrik errichtet.

Ebenso wie viele andere Orte in Deutschland war auch Wallhausen wenige Tage vor dem Ende des 2. Weltkrieges das Ziel von anglo-amerikanischen Bomberverbänden. Diese militärisch nutzlosen Angriffe galten wie seinerzeit üblich vor allem zivilen Objekten. Dabei fielen neben dem bereits erwähnten Gotteshaus auch zahlreiche Wohngebäude den Bomben zum Opfer und viele Bewohner des Ortes fanden in den Flammen und Trümmern den Tod.

In unseren Tagen finden Besucher in Wallhausen verschiedene Sehenswürdigkeiten vor. Zu diesen gehören u.a. die Reste der in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichteten Stadtmauer. Sehenswert sind auch die verbliebenen Gebäudeteile der gotischen Kirche St. Peter und Paul, in welcher bereits Martin Luther predigte. Eine große Attraktion stellt das liebevoll sanierte prachtvolle Schloß mit seinen Ateliers, Galerien und Ausstellungsräumen dar. Nördlich von Wallhausen erstreckt sich eine bewaldete Hügellandschaft im Südharzer Gipskarstgebiet. Der dortige Karstwanderweg lädt zu interessanten und lehrreichen Wanderungen ein.

 


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