Das historische Bergjahr im Oberharz

historischer Kalender
Der Oberharz war einst eine Welt für sich.
In abgelegenen Regionen gehen die Uhren oftmals anders als im Rest der Welt. Bergbau und Hüttenwesen dominierten in den vergangenen Jahrhunderten das Leben im vergleichsweise zum Umfeld isoliert gelegenen Oberharz. Diese besondere Lage verbunden mit einer zwar relativ ertragreichen, aber dennoch sehr harten und gefährlichen Arbeit hatte Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche der Menschen. Nicht nur Mentalität und Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner der Gebirgsregion, sondern auch deren Kalender wurde von der Montanwirtschaft sehr stark beeinflusst.

Es gab im Oberharz das sogenannte "Bergjahr", welches nicht mit dem Kalenderjahr identisch, sondern an das Kirchenjahr angelehnt war. Dieses Bergjahr sah eine abweichende Einteilung des Jahres in vier jeweils 13 Wochen lange Quartale vor. Zwar entsprachen diese Quartale den in unseren Breiten vorherrschenden Jahreszeiten, doch trugen sie ebenfalls andere Namen als im übrigen Land. Den Winter nannte man "Reminiscere", den Frühling "Trinitatis", den Sommer "Crucis" und der Herbst hatte die Bezeichnung "Luciae".

Ein Bergjahr war bei vier Quartalen zu je 91 Tagen (13 Wochen mit je sieben Tagen) insgesamt 364 Tage lang. Im Verlauf von zehn Jahren ergaben sich somit rund 12 fehlende Tage zum normalen Kalenderjahr. Diese Fehlzeiten wurden dem aktuellen Bedarf entsprechend an andere Quartale angefügt. So erfolgte u.a. in den Jahren 1673 und 1746 jeweils im Anschluß an Luciae die Einschaltung eines Berg-Nebenquartals.

Doch damit sind noch längst nicht alle kalendarischen Besonderheiten des Oberharzes erwähnt. Die beinahe schon sprichwörtliche deutsche Kleinstaaterei machte in der frühen Neuzeit auch vor dem Harz nicht Halt. In der Folge verfügte jedes Territorium über eine eigene Verwaltung, welche bereits damals ein Eigenleben mit bürokratischen Absonderlichkeiten hervorbrachte. Daher waren die Bergjahre im Oberharz regional auch noch je nach Zugehörigkeit zu einem bestimmten Landesherrn um 14 Tage zueinander versetzt.


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