Der Brakteatenfund bei Freckleben

Am 3. Juli 1860 wurde bei Feldarbeiten auf einem Acker nahe der Burg Freckleben ein bedeutender Fund historischer Münzen gemacht. Ein Pflug hatte aus der Erde ein Gefäß herausgerissen, welches etwas mehr als 1000 Brakteaten enthielt.

Drei Tage später wurde dieses Feldstück genauer untersucht. Dabei kamen drei weitere, mit Steinen gesicherte Urnen zum Vorschein. Diese leicht zerbrechlichen Gefäße enthielten ebenfalls jeweils rund 1000 Brakteaten.

Alle diese dünnen, nur auf einer Seite geprägten Silbermünzen stammten aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und vorwiegend aus der Nordharzregion. Es befanden sich zahlreiche bisher unbekannte Exemplare darunter. Der Schatz brachte mehr als 6 Pfund auf die Waage, was um das Jahr 1860 einem Materialwert von etwa 150 Thalern entsprochen hatte.

In unseren Tagen stellt dieser Edelmetallwert aber nur einen verschwindend geringen Teil des Gesamtwertes dar. Beim Gang zum Münzhändler müssten Sie beim Kauf eines einzigen, normal erhaltenen Brakteaten mit kleinen Randschäden mindestens einen durchschnittlichen Wochenlohn auf den Tisch legen. Hinzu kommt der unschätzbare historische Wert dieser hochmittelalterlichen Pfennigmünzen.

Die meisten Münzen aus dem Fund bei Freckleben stammten aus dem Bistum Halberstadt, weitere u.a. aus Anhalt, Falkenstein, Arnstedt und der Abtei Quedlinburg. Alle Stücke wurden etwa in der Zeit zwischen 1140 und 1193 geprägt.

Die auf dem Feld gefundenen Brakteaten lieferte man an den damaligen Herzog von Anhalt-Dessau ab. Es handelte sich um etwa 3660 Münzen und einige wenige Bruchstücke. Vermutlich wurden von unbekannten Personen zuvor mehrere hundert Brakteaten aus dem Schatz entnommen. Einige dieser Stücke sollen zeitnah bei Händlern in diversen deutschen Großstädten wieder aufgetaucht sein.

Vergraben wurde der Münzschatz vermutlich um das Jahr 1200, so daß die Silberstücke rund 660 Jahre unter der Erde verborgen lagen. Die rund 4000 Brakteaten stellten im Hochmittelalter ein beachtliches Vermögen dar. Ihr Besitzer wollte sie möglicherweise vor den Plünderungen des Thüringer Landgrafen Hermann von Thüringen bewahren, welcher im Jahre 1199 auch die Gegend um Freckleben heimsuchte. Dies wäre eine Erklärung dafür, daß sich in den vier Gefäßen keine Münzen jüngeren Datums als 1193 befanden.

 


Weitere Informationen:
Freckleben | Die Burg Freckleben

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