Der Jägersbleeker Teich

Der Jägersbleeker Teich
Blick von Nordwesten auf den Damm und den Jägersbleeker Teich
Der Jägersbleeker Teich gehört zu den zahlreichen historischen Stauteichen im Oberharz und liegt östlich von Clausthal-Zellerfeld. Dank seiner exponierten Lage war das große vom Menschen geschaffene Gewässer für den örtlichen Bergbau einst von enormer Bedeutung. Der Teich war eingebunden in ein komplexes System aus Wasserzu- und Ableitungen zum Weitertransport des kostbaren Nasses. Diese wasserwirtschaftlichen Anlagen sind bis in unsere Tage hinein zumindest teilweise noch immer funktionsfähig.

Heute stellt das malerische Gewässer ein wertvolles Biotop mit einer Vielzahl an seltenen Pflanzen- und Tierarten dar. Es fungiert zudem als Trinkwasserreservoir für die nahegelegene einzige Harzer Universitätsstadt. Das imposante montanhistorische Relikt steht obendrein seit dem Jahre 1978 unter Denkmalschutz. Des Weiteren ist der Jägersbleeker Teich zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel.

Bau und Zweck

Der Damm des Jägersbleeker Teiches wurde um das Jahr 1670 in alter Teichbauweise errichtet und in späteren Zeiten mindestens zweimal bis zu seiner heutigen Größe erhöht sowie mehrfach baulich umgestaltet. Zwar gab es wohl auch in seinem näheren Umfeld zahlreiche Erzabbaustätten, doch diente das Gewässer von Beginn an hauptsächlich den damals dominierenden Bergwerken des Burgstätter und Haus-Herzberger Reviers.

Seinen besonders herausragenden Stellenwert bei der Wasserversorgung der Clausthaler Silberminen erhielt der Jägersbleeker Teich aber erst nach dem Bau des Dammgrabens und der Polsterberger Hubkunst. Mittels eines umfangreichen Systems aus beinahe horizontal verlaufenden Wassergräben und Wasserläufen bestand eine Verbindung zum noch bedeutsameren Hirschler Teich. War dieser immens wichtige Bergbauteich im Osten von Clausthal-Zellerfeld auch nur halb entleert, konnte er bereits einen großen Teil des kostbaren Nasses aus der oberen Wasserschicht des Jägersbleeker Teiches aufnehmen. Dies funktionierte ebenso im umgekehrten Falle. Somit diente der Jägersbleeker Teich als zusätzliches Speicherbecken für die beiden besonders wichtigen, aber sehr hoch liegenden Erzgruben Caroline und Dorothea.

Lage und Größe

Der Jägersbleeker Teich befindet sich in einem Waldgebiet auf einer Hochfläche ungefähr vier Kilometer östlich der Clausthaler Marktkirche und ungefähr einen Kilometer östlich des Hirschler Teiches.

Das historische Gewässer ist etwa 330 Meter lang und maximal ebenso breit. Sein Damm mißt in der Höhe ca. 13 und in der Länge rund 220 Meter. Bei Vollstau nimmt der Jägersbleeker Teich ungefähr 420.000 Kubikmeter Wasser auf und bedeckt dabei eine Fläche von etwa neun Hektar. Der Wasserspiegel liegt in diesem Fall 586,90 Meter über dem des Meeres und damit nur 1,20 Meter tiefer als der des Hirschler Teiches.

Zu- und Abflüsse

Das natürliche Einzugsgebiet des Jägersbleeker Teiches beschränkt sich auf die unmittelbar angrenzenden Hanglagen im Osten, Süden und Westen des Staugewässers. Die Bergleute waren hier ebenso wie an allen anderen Teichen stets bestrebt, das vorhandene Potential optimal zu nutzen sowie weiteres Wasser aus größerer Entfernung heranzuführen.

Zu diesen genannten Zuflüssen gehörte der Neue Graben, welcher Wasser vom Hang südlich und westlich des Teiches heranführte. Ein Abzweig dieses Wassergrabens mündete im Westen in den Jägersbleeker Teich. Der Neue Graben setzte sich bis zum Hirschler Teich fort und konnte sein Wasser auch dort einspeisen, wobei diese Variante auf Grund der örtlichen Gegebenheiten bevorzugt wurde.

Den wohl bedeutendsten Zufluss stellte der im Jahre 1731 erbaute (Alte) Tränkegraben dar. Über den 1771 errichteten Jägersbleeker Wasserlauf speiste dieser das kostbare Nass im Südosten in den Bergbauteich ein. Der Tränkegraben liegt auf einer Höhe von 586,10 Meter über dem Meer und damit nur wenig unterhalb der entsprechenden Marke des Jägersbleeker Teiches. War dieser voll gefüllt, gab es deshalb einen Rückstau in den Tränkegraben. Darüber hinaus konnte bei Bedarf über den Tränkegraben Wasser aus dem Kauzthaler Graben in den Jägersbleeker Teich eingeleitet werden.

Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt der Jägersbleeker Teich sein Wasser hauptsächlich aus dem Dammgraben. Auch dabei spielte wiederum der Tränkegraben eine entscheidende Rolle. Das aus dem Bruchberg- und Brockengebiet herangeleitete kostbare Nass wurde seit dem Jahre 1801 von der Polsterberger Hubkunst, einer von Wasserrädern angetriebenen Pumpe, um 18 Meter angehoben und in den Alten Tränkegraben eingespeist. Von dort floß es auf dem bereits beschriebenen Weg in den Jägersbleeker Teich.

Wie bereits weiter oben erwähnt bestand obendrein eine komplexe und beeindruckende rund vier Kilometer lange Verbindung zwischen dem Jägersbleeker und dem Hirschler Teich. Alle einbezogenen wasserwirtschaftlichen Bauwerke lagen - von wenigen Dezimetern abgesehen - auf einer Höhe. Einige Elemente dieses Wasserverbundsystems sind auch unter der Bezeichnung Hutthaler Widerwaage bekannt. Das kostbare Nass gelangte über dieses Meisterwerk der vorindustriellen Ingenieurskunst vom Jägersbleeker Teich über den Jägersbleeker Wasserlauf, den Tränkegraben, den Schwarzenberger Wasserlauf, den Hutthaler Graben und den Hutthaler Wasserlauf letztendlich in den Hirschler Teich.

Alles für diese Zwecke nicht nutzbare Wasser floss in den Jägersbleeker Graben und weiter über den Fortuner Wasserlauf in den Dorotheer Kehrradsgraben oder den Mittleren Pfauenteich. Alternativ war außerdem eine Einleitung in den Dammgraben möglich. Diese letztgenannte Abflussmöglichkeit wird in unseren Tagen vorzugsweise genutzt.

Widerwaage

Eine Widerwaage stellt ein üblicherweise am luftseitigen Fuß des eigentlichen Teichdammes platziertes Ausgleichsbecken dar und war einst bei vielen Oberharzer Teichen anzutreffen. Mit Hilfe eines solchen kleinen Staubauwerkes sollten bessere Einlaufbedingungen in die weiteren nachgelagerten wasserbaulichen Anlagen wie z.B. Gräben und Wasserläufe gewährleistet werden. Des Weiteren bestand so die Möglichkeit, die aus Eichenholz gefertigte Konstruktion des Grundablasses ständig unter Wasser zu halten und so Zersetzungsprozesse zu minimieren. Viele dieser vorgelagerten Wasserbecken haben jedoch die Zeiten nicht überdauert.

Die Widerwaage am Jägersbleeker Teich weist besonders üppige Ausmaße auf und hat dadurch selber das Erscheinungsbild eines kleinen Teiches. Sie ist ungefähr 80 Meter lang, ca. zwölf Meter breit und etwas mehr als einen Meter tief. Die Wasseroberfläche erstreckt sich dabei auf einem rund 800 Quadratmeter großen Areal. Das in der Widerwaage zwischengespeicherte Wasser wurde anschließend von dort in den Jägersbleeker Graben eingeleitet. Über die Dammkrone führt in unseren Tagen ein Wanderweg.

Waldwandel

Noch bis zu Beginn der 2020er Jahre erstreckte sich rund um den Jägersbleeker Teich ein von hohen Bäumen geprägter dichter Nadelwald. Diese Fichtenmonokulturen wurden noch in der Bergbau-Ära als Plantagenwald angelegt und zwischenzeitlich Opfer ungünstiger Umwelteinflüsse. Die alten Bäume litten unter jahrelangem Streß auf Grund von Wärme und Trockenheit. Hinzu gesellte sich ein massiver Befall mit Borkenkäfern, deren Wirken die geschwächten Fichten nicht mehr genug Widerstand entgegenzubringen vermochten. Innerhalb nur weniger Jahre starben daher großflächige Waldareale ab, wodurch sich das Antlitz der Landschaft im Umfeld des historischen Stauteiches erheblich veränderte.

Für die Zukunft sahen die Planungen bereits vor dem in diesem Tempo unvorhergesehenen Baumsterben vor, die bisherigen Fichtenforsten durch widerstandsfähigere Laub- und Mischwälder mit der dabei bevorzugten Baumart Buche zu ersetzen. Dieses Konzept ist grundsätzlich vernünftig und zu begrüßen, doch wie so oft steckt auch in diesem Fall der Teufel im Detail. Das ursprüngliche Projekt sah den Erhalt eines etwa 50 Meter breiten fichtendominierten Baumbestandes in den Uferzonen des Jägersbleeker Teiches vor. Der Grund hierfür lag im Schutz des sog. Strandlingsrasens, welcher erhalten werden sollte und dort zwischen den Fichtennadeln gut gedeiht. Durch das Laub der Buche würde diese in ihrem Bestand stark gefährdete Pflanzenart mit großer Wahrscheinlichkeit Schaden nehmen. Inzwischen sind jedoch - wie oben beschrieben - weite Bereiche dieser Fichtenbestände den veränderten Umweltbedingungen zum Opfer gefallen. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich all dies auf die Schutzmaßnahmen vor Ort auswirkt.

Baden

An heißen Sommertagen mag der malerische Gebirgsteich verlockend erscheinen für eine Erfrischung im kühlen und klaren Wasser. Doch dieser Versuchung sollten Sie besser widerstehen, denn der Jägersbleeker Teich befindet sich in der Trinkwasserschutzzone und daher ist darin das Baden für Mensch und Hund nicht erlaubt. Darüber hinaus gilt rund um das historische Staugewässer ein Wegegebot und sogar für das Betreten des Uferbereichs gibt es ein auf diversen Hinweisschildern bekannt gemachtes Verbot. Demzufolge sollten Sie hier besser nicht ins kühle Naß steigen und diesen Umstand am besten schon bei der Tourplanung mit berücksichtigen.

Angeln

Das montanhistorisch bedeutsame Wasserreservoir entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte auch zur Heimat für verschiedene Fischarten wie z.B. Bachforelle, Regenbogenforelle und Rotfeder. Damit stellt der weitläufige Jägersbleeker Teich im Prinzip ein schönes Angelgewässer dar - allerdings mit nicht unerheblichen Einschränkungen. Auf Grund seiner Einstufung als Trinkwasserschutzgebiet gibt es hier keine Betätigungsmöglichkeit für Gastangler. Das Angeln am Jägersbleeker Teich ist nur den Vereinsmitgliedern des zuständigen Anglervereins gestattet. Bei diesem handelt es sich um den Sportfischerverein Oberharz e.V., dessen Webseite unterhalb dieses Textes verlinkt ist.

Wandern

Der pittoreske Jägersbleeker Teich stellt ein attraktives Wanderziel oder Etappenziel einer größeren Wandertour dar. Am östlichen Ende des Teichdammes steht eine hölzerne Schutzhütte mit der Bezeichnung "Weppner-Hütte". Dieses nach dem einstmals in den umliegenden Wäldern tätigen Forstamtmann August Weppner benannte Bauwerk ist gut für eine kleine Rast oder als Unterstand bei Regenwetter geeignet.

Viele Wege führen aus unterschiedlichen Richtungen zum Jägersbleeker Teich. Wenn Sie jedoch die Möglichkeit dazu haben, dann erkunden Sie das historische Staugewässer idealerweise auf dem etwa sieben Kilometer langen "WasserWanderWeg Hutthaler Widerwaage". Dieser Rundwanderweg ist nicht nur besonders gut ausgeschildert, sondern berührt auch noch zahlreiche weitere einst für den Bergbau errichtete wasserwirtschaftliche Bauwerke der verschiedensten Art. Auf dieser Tour kommen Sie außerdem an zwei als Ausgangs- bzw. Endpunkt gut geeigneten kostenfreien Wanderparkplätzen vorbei.

Schutzstatus

Der Jägersbleeker Teich gehört zu den aktiven Elementen des Oberharzer Wasserregals. Aus dieser Zugehörigkeit ergibt sich auch der entsprechende Schutz dieses montanhistorischen Bauwerkes als Kulturdenkmal. In diesem Zusammenhang erfolgte obendrein im Juli des Jahres 2010 die Aufnahme des historischen Bergbauteiches in die Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Obwohl einst von Menschenhand für profane Wirtschaftszwecke geschaffen, hat sich das malerische Gewässer im Laufe der Jahrhunderte dennoch zu einem wertvollen Biotop entwickelt. Die gesamte Wasserfläche einschließlich Damm und vorgelagerter Widerwaage sowie einige schmale Landbereiche vor allem am Südufer gehören daher seit etlichen Jahren zum FFH-Gebiet "Oberharzer Teichgebiet".

Üblicherweise wird der Jägersbleeker Teich als Überlaufteich betrieben. Darüber hinaus gehört er aber auch zu den sog. "Ökoteichen", was eine gelegentliche Absenkung zur Förderung der Teichbodenvegetation beinhaltet. Solch eine mehrere Monate dauernde Reduzierung des Wasserstandes erfolgt im Abstand von mehreren Jahren.

Ebenso wie in etlichen anderen Oberharzer Teichen lebt auch im Jägersbleeker Teich eine kleine Population von Edelkrebsen. Diese wurden im 19. Jahrhundert zur Nahrungsmittelgewinnung in dem Gewässer ausgesetzt und stehen heute unter besonderem Schutz.

Wie bereits im Abschnitt "Baden" erwähnt, befindet sich der Jägersbleeker Teich in der Trinkwasserschutzzone der Stadt Clausthal-Zellerfeld. Es ist daher hier nicht erlaubt, das Ufer zu betreten und die Wege zu verlassen. Des Weiteren müssen Sie das ebenso für tierische Begleiter geltende Badeverbot beachten und dürfen auch keinerlei sonstige Verunreinigungen in das Wasser einbringen.

Anreise

Der tief im Wald gelegene Jägersbleeker Teich läßt sich nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Es gibt dabei keinen Ausgangspunkt, von welchem aus Sie eine nicht barrierefreie Wegstrecke von wenigstens zwei Kilometern Länge bewältigen müssen.

Als guter Startpunkt für eine Wanderung eignet sich der Wanderparkplatz "Dammgraben" an der Bundesstraße 242. Von diesem Standort gehen Sie auf dem ausgeschilderten Weg in Richtung Norden zum Polsterberger Hubhaus. Dort biegen Sie nach Westen auf den Wanderweg "Tränkegraben" Richtung Weppner-Hütte und Oberen Pfauenteich ab. Dieser Weg führt zunächst direkt neben dem namensgebenden historischen Wassergraben entlang und anschließend weiter geradeaus bis zum östlichen Ende des Dammes des Jägersbleeker Teiches. Eine Abkürzung durch den Wald ist nicht zu empfehlen, denn die gesamte Umgebung ist Altbergbaugebiet. Dementsprechend gilt hier ein Wegegebot und zur eigenen Sicherheit sollten Sie die auffällig gestalteten Warnhinweise am Wegesrand beachten.

Eine alternative Wanderroute beginnt am ebenfalls an der Bundesstraße 242 gelegenen Parkplatz Entensumpf. Von dort gehen Sie weiter zum Hirschler Teich, überqueren dessen Damm und laufen anschließend geradeaus auf dem Wanderweg bis zum Jägersbleeker Teich.

Mit einem beträchtlichen Stück Wegstrecke zu Fuß rechnen müssen Sie ebenso bei einer Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Als möglicher Startpunkt eignet sich hierfür die Bushaltestelle am Abzweig Prahljust an der Bundesstraße 242. Diese befindet sich unweit vom Parkplatz Entensumpf. Sie nehmen den Weg nach Norden in Richtung Hirschler Teich und gehen von dort weiter wie bereits oben beschrieben.

Eine weitere Option stellt die Bushaltestelle "Brockenblick" an der Landstraße in Richtung Altenau dar. Sie laufen von dort auf dem Wanderweg nach Süden zum Fortuner Teich. Von da aus gehen Sie den Weg am westlichen und südlichen Ufer entlang, welcher neben einem erhaltenen und aktiven Abschnitt des Dammgrabens verläuft und Sie anschließend weiter bis zum Jägersbleeker Teich führt.


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Weitere Informationen:
Teiche im Harz | Der Jägersbleeker Graben | Das Oberharzer Wasserregal | Der Dammgraben | Übersichtskarte "Oberharzer Teiche" | Alte Bergbauteiche in und um Clausthal-Zellerfeld | Der Hirschler Teich | Der Mittlere Pfauenteich | Die Huttaler Widerwaage | Die Polsterberger Hubkunst | Der Wasserwanderweg "Hutthaler Widerwaage" | Das Burgstätter Bergbaurevier | Die Grube Caroline | Die Grube Dorothea

Extrene Links:
Webseite des Sportfischervereins Oberharz e.V. | Fahrpläne Landkreis Goslar (Harzbus)

In der näheren Umgebung befinden sich:
Altenau | Clausthal-Zellerfeld | Der Coventhaier Wasserlauf | Der Entensumpf | Der Fortuner Teich | Der Fortuner Wasserlauf | Der Polstertaler Teich | Das Werk Tanne | Die Bundesstraße 242 | Der Parkplatz Entensumpf

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