Der Harzer Klosterwanderweg

Kloster Wöltingerode
Auf dem Gelände des Klosters Wöltingerode
Am Nordrand des Harzes verläuft auf einer Strecke von etwa 94 Kilometern Länge der in der Zeit nach der Jahrtausendwende angelegte Harzer Klosterwanderweg. Diese auch für Pilgertouren geeignete Route verbindet die beiden alten Kaiserstädte Goslar und Quedlinburg miteinander. Sie berührt dabei zahlreiche ehemalige Klosteranlagen sowie eine Vielzahl weiterer Bauwerke mit christlichem Bezug. Abgesehen vom Kloster Himmelpforte sind von den Klostergebäuden und/oder den zugehörigen Gotteshäusern bis in unsere Tage hinein umfangreiche Teile der Bausubstanz erhalten geblieben.

Historischer Kontext

Der Klosterwanderweg führt Sie durch eine abwechslungsreiche und geschichtsträchtige Landschaft entlang des Nordrandes des Harzgebirges. Diese Gegend bildete im Früh- und Hochmittelalter eine Kernzone des neu gegründeten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die meisten der vom Klosterwanderweg berührten Klosteranlagen am Rande des Harzes entstanden im Zuge der Christianisierung dieses ehemals heidnischen Gebietes. Sie stellten zu ihrer Blütezeit mit nur religiöse, sondern auch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Zentren dar und darüber hinaus einen Hort der Bewahrung überlieferten Wissens. Die verbliebenen historischen Bauwerke am Rande der thematischen Wanderroute geben uns heute obendrein einen interessanten Einblick in die Baukunst der karolingischen, romanischen und gotischen Epoche der Architektur im Harzraum.

Der Wegverlauf

Der Verlauf des Harzer Klosterwanderweges wurde in dieser Beschreibung in vier Teilabschnitte unterteilt, welche sich auch als Tagesetappen mit jeweiliger Übernachtungsmöglichkeit am Zielort eignen. Darüber hinaus finden Sie an jeder der Stationen in der unmittelbaren Umgebung weitere Gelegenheiten, für die Nacht ein Dach über dem Kopf zu finden. Natürlich können Sie unabhängig von den hier gewählten Wegabschnitten Ihre ganz persönliche Pilgertour nach Ihren individuellen Vorstellungen und Wünschen zusammenstellen.

Von Goslar zum Kloster Wöltingerode

Der Harzer Klosterwanderweg beginnt im Norden der historischen Altstadt von Goslar an der romanischen Neuwerkkirche, deren Baubeginn in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Das Gotteshaus wurde als Klosterkirche "St. Maria in Horto" eines umgebenden Nonnenklosters errichtet und ist weitestgehend unverändert erhalten geblieben.

Die nächste Station ist das nördlich der alten Kaiserstadt gelegene Kloster Grauhof mit der Klosterkirche St. Georg. Sie wurde mitsamt der umgebenden Bauwerke zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil des Barock neu erbaut. Von hier aus wandern Sie anschließend über Immenrode weiter zum Kloster Wöltingerode bei Vienenburg am Fuße des Höhenzuges Harly. Die sehenswerte Anlage wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Benediktinerkloster gegründet, jedoch schon wenige Jahre darauf in ein Kloster für Zisterzienserinnen umgewandelt. Im Kloster Wöltingerode besteht die Möglichkeit zum Übernachten.

Vom Kloster Wöltingerode zum Kloster Drübeck

Von Wöltingerode aus gehen Sie zunächst weiter in Richtung Osten und biegen in Wiedelah nach Süden ab. Der Harzer Klosterwanderweg führt Sie nun meist nahe der Ecker entlang an Abbenrode vorbei und weiter dem Gewässer folgend nach Eckertal.

Im Raum Stapelburg/Eckertal folgt der Weg dem Flußlauf der Ecker. Abschnittsweise verläuft er auch auf der gleichen Route wie der Harzer Grenzweg. An einigen Stellen ist der ansonsten gut ausgebaute Klosterwanderweg hier so schmal, dass man nicht zu zweit nebeneinander her laufen kann. Sie können diesen von Steinen und Wurzel geprägten Abschnitt umgehen, wenn Sie direkt durch den Ort Eckertal hindurch wandern. Allerdings verpassen Sie dabei ein wunderschönes schattiges Wegstück am Ufer der Ecker, welches besonders an heißen Sommertagen angenehmer zu begehen ist als der Straßenabschnitt.

Südlich von Stapelburg biegt der Klosterwanderweg nahe der einstigen Naturheilstätte Jungborn wiederum nach Osten ab und erreicht nach wenigen Kilometern Ilsenburg mit dem dortigen ehemaligen Benediktiner-Kloster. Dieses prachtvolle romanische Kulturdenkmal befindet sich unweit des Ausgangs des malerischen Ilsetals und stellt obendrein eine Station auf der Straße der Romanik dar.

Von Ilsenburg müssen Sie nur ein kurzes Wegstück von etwa drei Kilometern bewältigen, um zum Kloster Drübeck zu gelangen. Sie erleben an diesem Ort eine beeindruckende komplexe romanische Anlage mit Klostergarten, Gästehaus und einem "Haus der Stille". An diesem Platz können Sie, wenn Sie wollen, also auch etwas länger verweilen.

Vom Kloster Drübeck zum Kloster Michaelstein

Vom Kloster Drübeck führt Sie der Harzer Klosterwanderweg anschließend am nördlichen Gebirgsrand entlang und südlich an Darlingerode vorbei. Bald erreichen Sie den Standort des ehemaligen Augustinerklosters Himmelpforte bei Wernigerode. Im Jahre 1516 weilte hier der Reformator Martin Luther, woran bis heute ein Gedenkstein erinnert. Diese im 13. Jahrhundert gestiftete Klosteranlage ist der einzige bauliche Komplex auf der gesamten Wanderroute, von welchem nur noch wenige Reste einiger Grundmauern vorhanden sind. Lediglich die zahlreichen, einstmals von den Augustinermönchen angelegten Fischteiche im Umfeld des Klosters haben die Zeiten überdauert.

Eine weitere Station auf dem Klosterwanderweg ist das Kloster Michaelstein bei Blankenburg. Der Weg dort hin führt Sie über Wernigerode und Benzingerode, anschließend südlich am Ziegenberg und an Heimburg vorbei und danach durch das untere Teufelsbachtal. Auf dem Gelände des Klosters Michaelstein lohnen ein Besuch des Klostergartens und der Musikausstellung sowie der gastronomischen Einrichtungen.

Vom Kloster Michaelstein nach Quedlinburg

Vom Kloster Michaelstein folgen Sie nun der Route südlich an Blankenburg vorbei bis zum nächsten Wegpunkt - der Bergkirche St. Bartholomäus in der Blankenburger Altstadt unterhalb des Großen Schlosses. Die im 11. Jahrhundert errichtete Pfarrkirche wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts zur Klosterkirche umgestaltet. In der Folgezeit diente das Bauwerk als Gotteshaus eines Doppelklosters von Chorherren und Nonnen, welche nach den Regeln der Zisterzienser lebten.

Von der Blankenburger Altstadt sind es im weiteren Verlauf des Themenweges noch etwa 10 Kilometer Fußweg bis zum nächsten Kloster entlang der Pilgerroute. Über die Teufelsmauer geht es vom südöstlichen Stadtrand vom Großvaterfelsen bis zum Hamburger Wappen nach Timmenrode. Dort wendet sich der Klosterwanderweg in südliche Richtung bis zum Silberbach und anschließend folgen Sie dem Weg am Waldrand entlang nach Osten bis ins Stadtgebiet von Thale hinein. Im historischen Ortskern erwartet Sie das Kloster Wendhusen, dessen Gründung bis an die Grenze der regionalen Geschichtsschreibung zurück reicht. Das einstige Kanonissenstift stammt aus dem 9. Jahrhundert und verfügt über noch immer erhaltene Bausubstanz aus der fernen Karolingerzeit.

Nach dem Verlassen des Klosters Wendhusen wandern Sie an der Bode entlang bis Neinstedt. Dort ändert die Route die Richtung nach Süden und führt bis Stecklenberg und wieder einmal direkt an den Rand des Harzes heran. Anschließend geht es weiter über Bad Suderode nach Gernrode zur dortigen imposanten romanischen Stiftskirche St. Cyriakus. Das einstige zugehörige Damenstift wurde im Jahre 959 von Markgraf Gero gegründet.

Der letzte Wegabschnitt des Harzer Klosterwanderweges führt Sie nördlich aus Gernrode heraus und am Quarmbach entlang über die Siedlung Quarmbeck nach Quedlinburg. Das Ziel des Weges ist erreicht an der Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg, welche Ende des 10. Jahrhunderts als Gotteshaus eines Benediktinerinnenklosters erbaut wurde. Die Stadt Quedlinburg weist ebenso wie der Ausgangspunkt Goslar eine historisch enge Verbindung mit dem frühmittelalterlichen deutschen Kaiserreich auf.

Ergänzende Touren über die eigentliche Wegstrecke hinaus

Wer nach der Ankunft in Quedlinburg noch nicht genug hat vom Pilgern entlang der historischen Klosteranlagen im Nordharzgebiet, kann die Tour nach eigenem Ermessen in verschiedenen Richtungen fortführen. So bietet sich z.B. eine Verlängerung des Weges nach Norden über Halberstadt zum Kloster Huysburg auf dem Höhenzug Huy an. Dafür können Sie die Route des Jakobsweges in umgekehrter Richtung nutzen. Der Jakobsweg stellt darüber hinaus ab Gernrode auch in östlicher Richtung eine ideale Fortsetzung des Klosterwanderweges dar.

Engelsbänke

Eine Wanderung auf dem Harzer Klosterwanderweg macht auch ab und an auch eine kleinere oder größere Pause notwendig. Für diese Gelegenheiten wurden in Ergänzung der üblichen harztypischen Rastplätze entlang der Wegstrecke etwa 15 spezielle Sitzbänke aufgestellt. Die Rückenlehnen der in Handarbeit entstandenen Holzbänke sind Engelsfiguren nachempfunden, weshalb die Sitzgelegenheiten als "Engelsbänke" bezeichnet werden. An diesen außergewöhnlichen, von einem Holzkünstler aus der Region entworfenen Raststellen finden Sie zudem diverse Informationen zum Standort und dem Wegverlauf.

Wandern auf dem Klosterwanderweg

Der Klosterwanderweg verfügt über einige gut ausgebaute barrierearme Streckenabschnitte, führt an anderer Stelle wiederum aber über holprige Waldwege mit vielen Steinen und dicken Wurzeln. Sie sollten sich beim Wandern auf dieser Route also auf die unterschiedlichen Untergründe einstellen.

Eine thematische Wanderroute wie der Klosterwanderweg eignet sich gut für eine Pilgertour und wurde ja auch für diesen Zweck geschaffen. Doch der Weg bietet darüber hinaus noch unzählige weitere Möglichkeiten und stellt eine schöne und abwechslungsreiche Wanderstrecke im nördlichen Harzgebiet dar. So ist er für fast alle Menschen attraktiv, auch wenn diese gerade nicht auf Sinnsuche sind. Am Wegesrand warten außerdem zahlreiche interessante Orte auf Sie, welche mit dem eigentlichen Thema des Weges nicht wirklich etwas zu tun haben.

An welcher Stelle Sie Ihre Wanderung auf dem Harzer Klosterwanderweg beginnen, bleibt natürlich ganz Ihnen überlassen. Mit Ausnahme des ehemaligen Klosters Himmelpforte gibt es in unmittelbarer Nähe einer jeden Station auch ausreichende Stellflächen für Pkw. So können Sie den Weg ganz unkompliziert in mehreren Etappen begehen.

Die weitestgehend naturnahe Route eignet sich obendrein auch gut für Fahrradfahrer. Auf einigen kurzen ungeeigneten Wegabschnitten gibt es für die Zweiradfahrer passende Alternativrouten.

Verbindung mit anderen Wanderrouten

Oft verläuft der Harzer Klosterwanderweg auf der gleichen Route wie andere bedeutende thematische touristische Wege im Harzgebiet. So teilt er sich u.a. Wegstrecken mit dem Jakobsweg, dem Harzer Grenzweg, dem "Grünen Band" sowie dem Radfernweg R1. Auf diesen Wegen befinden sich ebenfalls viele interessante Stationen, welche Sie beim Pilgern auf dem Klosterwanderweg ganz nebenbei mit erkunden können.


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Weitere Informationen:
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