Der Klusfelsen in Goslar

Klusfelsen Goslar
Blick zum Klusfelsen in Goslar
Nordöstlich der Altstadt von Goslar befindet sich am Rande des bewaldeten Petersberges eine markante und sagenumwobene denkmalgeschützte Felsformation mit langer und bewegter Vergangenheit. Dieses Klusfelsen genannte Gebilde wird für den interessierten Besucher erst aus nächster Nähe sichtbar. Nicht zuletzt deshalb handelt es sich bei dieser uralten Kultstätte wohl auch um ein von den großen Touristenströmen bislang weistestgehend verschont gebliebenes Ausflugsziel.

Die rund 20 Meter hohe und 50 Meter lange Felsrippe liegt auf einer geologischen Störungszone. Der Felsen besteht aus Sandstein, welcher sich aus Ablagerungen eines flachen Meeres vor etwa 110 Millionen Jahren bildete. Diese Sedimente im heutigen Harzvorland wurden zum Ende der Kreidezeit durch Hebung der Harzscholle nahezu senkrecht aufgerichtet, ähnlich wie es auch bei der Teufelsmauer zwischen Blankenburg und Ballenstedt geschah.

Der Klusfelsen stellte bereits in der Zeit des Neolithikums eine bedeutende Kultstätte der Ureinwohner der Region dar. Er stand vermutlich in Verbindung mit Megalithanlagen der näheren und weiteren Umgebung, was auf eine gute Vernetzung der Menschen jener längst vergangenen Ära hinweist. Details hierzu verlieren sich allerdings wie so oft in solchen Fällen mangels schriftlicher Überlieferungen im Nebel der mitteleuropäischen Vorgeschichte.

Im weichen Gestein des Klusfelsens finden Sie unzählige uralte Bearbeitungsspuren aus verschiedenen Epochen. Es gibt hier eine Vielzahl ausgetretener und verwitterter Treppen und uralter Wege sowie begehbar gemachte Flächen, sitzbankartige Formen und dergleichen mehr.

Der Klusfelsen besaß ursprünglich diverse natürliche Höhlen, welche jedoch im Laufe der Zeit vom Menschen stark in ihrem Erscheinungsbild verändert wurden. Die Hohlräume im Sandstein dienten im Mittelalter einem Einsiedler als Wohnung. Von deren mittelhochdeutscher Bezeichnung "Kluse" bzw. Klause wurde der bis heute gebräuchliche Name des Felsens abgeleitet. Die Einsiedelei fand im Jahre 1169 erstmals urkundliche Erwähnung und der Klausner außerdem mehrfach Eingang in die Harzer Sagenwelt.

Die beinahe senkrecht aufragende Sandsteinwand weist an ihrer Südwestseite eine große auffällige rechteckige Vertiefung auf. Es wird vielfach vermutet, daß sich an dieser Stelle einstmals heidnische Darstellungen befanden. Nach der Zwangschristianisierung der Sachsen waren diese unzeitgemäß geworden und mußten deshalb als Relikte einer konkurrierenden Weltanschauung entfernt werden.

Nicht weit von dieser markanten Nische entfernt befindet sich ein größerer kellerartiger Höhlenraum. Diese vermutlich ursprünglich natürliche Höhle hat der Mensch seinen Vorstellungen entsprechend umgestaltet. Der einstige Zweck läßt sich heute nicht mehr genau ermitteln. Einst gehörte der Raum wohl mit zur Wohnung des Klausners. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert soll er außerdem als Lager für ein auf der Freifläche am Fuße des Klusfelsens stehendes Restaurant genutzt worden sein. Dieses Gasthaus "Zur Clus" wurde im Jahre 1968 abgerissen.

Der Weg führt wenige Meter rechts dieses verschlossenen Hohlraumes von dem vorgelagerten freien Platz auf den Sandsteinfelsen hinauf. Über eine kleine Brücke gelangen Sie bis zum Höhleneingang der einstigen Marienkapelle. Der Überlieferung nach wurde dieser auch Kluskapelle genannte Gebetsraum in einer Felsengrotte im Jahre 1167 errichtet. Die Kapelle bestand bis in das 19. Jahrhundert hinein. Durch die vergitterte Felsöffnung wird der Blick auf eine Marienstatue im Inneren freigegeben. Vor dem außerdem mit Fenstern versehenen Hohlraum erstreckt sich eine ebenfalls künstlich in das Gestein hineingearbeitete Freifläche.

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde die einstige Kapelle vom örtlichen Rotary-Club saniert. Im Rahmen dieser Arbeiten entfernte man auch die letzten Überreste der Ausflugsgaststätte auf dem südwestlichen Vorplatz des Klusfelsens. Heute sind alle erreichbaren Höhlenräume der Sandsteinformation verschlossen, um Vandalismus vorzubeugen.

In der näheren Umgebung des Klusfelsens können Sie obendrein die Ruine der um das Jahr 1050 erbauten Basilika St. Peter besichtigen. Diese ehemalige prachtvolle Klosterkirche wurde einst von Agnes, der Frau des Kaisers Heinrich III. gestiftet. Das Gotteshaus wurde im Jahre 1527 von den Bürgern Goslars vollständig zerstört. Lediglich die massiven Grundmauern blieben bis heute erhalten und vermitteln dem Betrachter ein eindrucksvolles Bild dieses mächtigen Bauwerkes.

Ebenfalls in der Nachbarschaft des Klusfelsen befindet sich der am Fuße des Petersberges gelegene Klusteich. Dieses in unseren Tagen für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Gewässer wurde einstmals von den Mönchen des Klosters zur Fischzucht angelegt.


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Weitere Informationen:
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