Der Untere Eschenbacher Teich

Unterer Eschenbacher Teich
Blick über den Unteren Eschenbacher Teich
Der Untere Eschenbacher Teich ist ein großer und markanter, Y-förmiger historischer Stauteich am nordöstlichen Stadtrand von Clausthal-Zellerfeld. Er gehört zu einem komplexen vorindustriellen und für Bergbauzwecke angelegten wasserwirtschaftlichen Verbundsystem sowie zu einer einstmals vier Teiche umfassenden Staukaskade. Nach dem Ende der Bergbau-Ära im Oberharz entwickelte sich das vom Menschen geschaffene Gewässer zu einem wichtigen Biotop und attraktiven Ziel für Spaziergänge und dient darüber hinaus nun dem Hochwasserschutz.

Bau und Zweck

Die Entstehung des Unteren Eschenbacher Teiches kann ohne die Betrachtung seiner Vorgängerbauten nicht vollständig dargestellt werden. Im Eschenbachtal gab es bereits vor der Errichtung des heutigen Staudammes drei kleinere Vorgängerteiche. Diese wurden vermutlich in den Jahren um 1550 angelegt und waren selbst für die damals übliche Bauweise sehr klein. Die Dämme wiesen eine Höhe von lediglich rund zwei und einen Höhenunterschied zueinander von anderthalb Metern auf.

Vom untersten Teich führte ein Wassergraben zu einer Mühle sowie zur Radstube eines nahen Bergwerkes. Das angestaute Wasser verwendete man demnach schon damals zumindest teilweise für Bergbauzwecke.

Die Reste der frühneuzeitlichen Dammbauwerke sind heute üblicherweise überstaut. Bei Niedrigwasser jedoch können Sie den untersten dieser uralten Teichdämme auch in unseren Tagen noch sehr deutlich erkennen (siehe Bild hier). Er verfügt über die typische Schlitzkerbe, mit welcher die Bergleute seit Menschengedenken zur Gefahrenabwehr nicht mehr benötigte Dammbauwerke außer Dienst stellten. Die Dammrelikte der beiden oberen Teiche sind allerdings vom umgebenden Teichgrund kaum zu unterscheiden.

Der in unseren Tagen noch sichtbare Staudamm wurde um das Jahr 1600 errichtet. In wesentlichen Teilen verwendeten die Bergleute Material, welches sie aus dem Bereich des künftigen Stauraumes entnahmen.

In den folgenden Jahrhunderten erfuhr der Teichdamm immer wieder Umgestaltungen, Sanierungen und sonstige Baumaßnahmen. Dabei erfolgte auch eine partielle Modernisierung hin zur neuen Bauweise. Bei diesem Staubauwerk sind noch eine Vielzahl der diesbezüglichen Dokumente der Nachwelt erhalten geblieben.

Bis in die 1950er Jahre hinein war am Damm des Unteren Eschenbacher Teiches trotz alledem noch immer das wasserseitige hölzerne Striegelhaus vorhanden. Dieses charakteristische Element der in alter Teichbauweise errichtenen Staudämme wurde erst im Zuge der damaligen umfangreichen Umbauarbeiten entfernt.

Sanierungsmaßnahmen jedweder Art gab es bis in die jüngere Vergangenheit hinein, wobei die vorerst letzten dieser Bauarbeiten um das Jahr 1997 sowie in den Jahren 2017 bis 2018 erfolgten.

Die ursprüngliche Aufgabe des Unteren Eschenbacher Teiches war die Wasserversorgung der Bergwerke des Haus-Herzberger und später des Burgstätter und Rosenhöfer Zuges. In der Entstehungsphase des Teiches befanden sich viele der versorgten Betriebsstätten in Sichtweite des Dammes.

Heute dient der Teich vorrangig dem Hochwasserschutz. Aus diesem Grund ist er im Normalfall nicht voll gefüllt, sondern der Wasserspiegel liegt etwa zwei Meter unterhalb des maximalen Füllstandes.

Lage und Größe

Der Untere Eschenbacher Teich befindet sich am nordöstlichen Siedlungsrand der einzigen Harzer Universitätsstadt und zwängt sich dort wie ein Keil zwischen die Stadtteile Clausthal und Zellerfeld. Das künstliche Gewässer liegt zwischen den Höhenzügen Abshöfe im Nordwesten sowie Galgenberg im Süden. Dazwischen platziert ist außerdem eine unbenannte Anhebung, welche den alten Bergbauteich in einen Nord- und einen Südostarm unterteilt.

Der seit dem Bau in seinen Dimensionen nur wenig veränderte Teichdamm ist etwa neun Meter hoch und ca. 160 Meter lang. Das größtmögliche Fassungsvermögen des Unteren Eschenbacher Teiches beträgt rund 210.000 Kubikmeter Wasser, in diesem Fall liegt die Wasseroberfläche etwa 551 Meter über dem Meeresspiegel. Bei üblichem Wasserstand ist das Gewässer rund 300 Meter lang und etwa 160 Meter breit und bedeckt eine Fläche von ungefähr drei Hektar.

Unterhalb des Staudammes befand sich einst ein Ausgleichsbecken. Solch eine wasserwirtschaftliche Einrichtung ist ebenso bei vielen anderen Teichen im Oberharz anzutreffen und wird auch als "Widerwaage" bezeichnet. Das Becken, welches beim Unteren Eschenbacher Teich über die Ausmaße eines kleinen Teiches verfügte, sollte den gleichmäßigen Wasserabfluß gewährleisten. Der Damm der Widerwaage befand sich ungefähr dort, wo in unseren Tagen der ehemalige Bahndamm der Innerstetalbahn verläuft. Mit dem Bau der Bahnlinie zerstörte man leider dieses kleine Staubauwerk unwiederbringlich.

Zu- und Abflüsse

Der Untere Eschenbacher Teich staut den namensgebenden Eschenbach an, einen kleinen Nebenfluß des Zellbachs (Hornbach). Er ist bereits die dritte Staustufe an diesem winzigen Bächlein, wobei die oberste davon - der Kleine Prinzenteich - heutzutage selbst nur noch ein rudimentäres Gewässer darstellt. Ein weiterer natürlicher Zufluß ist ein namenloses und nicht ganzjährig wasserführendes Bächlein, welches an der Stauwurzel des östlichen Armes in den alten Bergbauteich einmündet.

Ebenfalls aus Richtung Osten ergießt sich ein zweiter kleiner Bach - dem man einen Namen zu geben für nicht so bedeutend gehalten hatte - in den Teich. Seines ursprünglichen Laufes weitestgehend beraubt führt dieses Fließgewässer Wasser aus den Haus-Herzberger Teichen heran. Prinzipiell war und ist darüber auch eine Einleitung des kostbaren Nasses aus dem Dammgraben in den Unteren Eschenbacher Teich möglich.

Aus nordwestlicher Richtung führt obendrein der bis an den Zellweg heranreichende Eschenbacher Flutgraben dem Unteren Eschenbacher Teich Wasser zu. Dieses ergießt sich am Nordende des Teichdammes in das historische Bergbaugewässer.

Der zentral gelegene Untere Eschenbacher Teich konnte sein Wasser an viele verschiedene Verbrauchsstellen weiterleiten. Am Dammfuß schlossen sich Wassergräben zum Weitertransport des kostbaren Nasses in die unterschiedlichsten Richtungen an. Zu den Berg- und Pochwerken gelangte das Teichwasser über den Oberen und den Unteren Eschenbacher Fallgraben sowie den Bauhofsgraben.

Namensgebung

In unseren Tagen wirkt die Bezeichnung der Teiche im Eschenbachtal eindeutig, denn es gibt nur noch zwei von ihnen - einen Oberen und einen Unteren Eschenbacher Teich. Doch so einfach stellte sich die Situation nicht zu allen Zeiten dar, was zu einer verwirrenden und teilweise wiedersprüchlichen Namensgebung führte.

Der größte der Teiche war von Beginn an der heutige Untere Eschenbacher Teich, weshalb er auch als Großer Eschenbacher Teich bezeichnet wurde. Des Weiteren nannten ihn die Altvorderen sowohl den Alten als auch den Neuen Eschenbacher Teich. Beide Begriffe für das gleiche Gewässer finden sich in diversen historischen Dokumenten.

Nachweislich entstand der Untere Eschenbacher Teich einige Jahrzehnte vor dem Oberen, weshalb der Untere Teich entsprechend älter ist als dieser. Im Vergleich zu den bereits erwähnten frühneuzeitlichen Vorgängerteichen im Tal des Eschenbaches war er wiederum jünger und demzufolge "neuer". Durch die Zeiten hinweg fanden jedenfalls beide Namen Eingang in Kartenwerke, möglicherweise vielleicht auch nur auf Grund von Verwechslungen.

Nach heutigem Erkenntnisstand läßt sich also zusammenfassend sagen, dass der Untere Eschenbacher Teich sowohl der Alte Eschenbacher Teich als auch der Große Eschenbacher Teich ist.

Baden

Der historische Bergbauteich erfreut sich als stadtnahes Badegewässer einer gewissen Beliebtheit. Er liegt noch in Sichtweite des Siedlungsgebietes und läßt sich aus diesem Grund sehr schnell erreichen. Erwarten Sie hier aber an heißen Sommertagen keine einsame Badestelle! Beachten Sie außerdem, dass es sich beim Unteren Eschenbacher Teich um keinen offiziellen Badeteich handelt. An diesem Ort baden Sie daher immer auf eigene Gefahr.

Angeln

Der Untere Eschenbacher Teich ist ein beliebter und stark frequentierter Angelteich, in welchem unter anderem Regenbogenforelle, Karpfen, Barsch, Schleie und Rotfeder zu Hause sind. Mit einer entsprechenden Berechtigung können Sie also an diesem historischen Gewässer Ihrem Hobby nachgehen.

Allerdings bietet sich Ihnen am Unteren Eschenbacher Teich zu bestimmten Zeiten und in vielen Bereichen ein recht unruhiges Umfeld. Einige Uferabschnitte sind mit zahlreichen Spaziergängern bevölkert. Dies gilt vor allem im Bereich des Dammes und im Süden, wo der WasserWanderWeg nahe der Wasserlinie entlang führt. Im Westen reicht obendrein ein Wohngebiet bis fast an den Teich heran. Zwar gibt es am Ostufer weglose und scheinbar ruhigere Areale, doch im Sommer finden sich auch hier mitunter nicht wenige Badegäste ein.

Wenn all dies Sie nicht abschreckt, wenden Sie sich bei Interesse an den zuständigen Anglerverein, die Anglerinteressengemeinschaft Preussag e.V.. Auf deren unterhalb des Textes verlinkten Webseite erhalten Sie weitere diesbezügliche Informationen.

Wandern

Es besteht die Möglichkeit, um den Unteren Eschenbacher Teich herum zu wandern, allerdings nicht überall in Ufernähe. Der kürzeste Rundweg ist dabei ungefähr zwei Kilometer lang.

Empfehlenswert ist außerdem eine Wanderung auf dem Wasserwanderweg "Clausthaler Teiche", auf dessen Wegstrecke auch der Untere Eschenbacher Teich liegt. Auf diesem thematischen Wanderweg lernen Sie noch mehrere weitere angrenzende alte Bergbauteiche näher kennen. Darüber hinaus eignet sich der historische Stauteich auch als Start- oder Zielpunkt einer längeren Wandertour.

Schutzstatus

Der Untere Eschenbacher Teich gehört wie die meisten anderen Oberharzer Bergbauteiche seit 1978 zum Kulturdenkmal "Oberharzer Wasserregal". Als Teil der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft fand er im Jahre 2010 außerdem Aufnahme in die Weltkulturerbeliste der UNSECO.

Anreise

Wenn Sie mit dem eigenen Pkw anreisen, nutzen Sie am besten den kostenlosen Parkplatz unterhalb des Unteren Haus-Herzberger Teiches. Von dort führt ein schmaler, als Wasserwanderweg "Clausthaler Teiche" ausgeschilderter Weg westlich durch ein kleines Wäldchen. Nach rund 150 Metern Wegstrecke kommt bereits der Untere Eschenbacher Teich in Sichtweite. Leider ist dieser Weg jedoch nicht barrierefrei.

Den Untere Eschenbacher Teich können Sie obendrein mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Am Abzweig Eschenbacher Straße/Adolf-Ey-Straße befindet sich eine entsprechende Bushaltestelle in der Nähe des Sportplatzes. Von dort laufen Sie nur wenige hundert Meter zu Fuß bis zum Teich.


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Weitere Informationen:
Bilder vom Unteren Eschenbacher Teich | Clausthal-Zellerfeld | Alte Bergbauteiche in und um Clausthal-Zellerfeld | Der Dammgraben | Das Oberharzer Wasserregal | Übersichtskarte "Oberharzer Teiche" | Teiche im Harz | Baden im Harz | Der Burgstätter Zug | Der Rosenhöfer Zug | Der Wasserwanderweg "Clausthaler Teiche"

Externe Links:
Webseite der Angler Interessengemeinschaft Preussag e.V. | Fahrpläne Landkreis Goslar (Harzbus)

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