Der Nationalpark Harz

Eingang zum Nationalpark Harz
Der Beginn des Nationalparks ist deutlich gekennzeichnet
Der Nationalpark Harz ist ein großer deutscher Waldnationalpark mit einer Fläche von ca. 24.703 Hektar. Damit bedeckt er ungefähr ein Zehntel der Gesamtfläche des Gebirges und erstreckt sich vor allem in den zentral gelegenen Höhenlagen. Etwa 158 Quadratkilometer des Schutzgebietes befinden sich im Bundesland Niedersachsen und rund 89 Quadratkilometer in Sachsen-Anhalt. Zu den besonders wichtigen Aufgaben des Nationalparks gehören die Unterstützung und Förderung des Waldwandels in den Höhenlagen des Harzes sowie der Wiederansiedlung wildlebender einheimischer Tierarten.

Lage und Größe

Den ideellen und annähernd auch geographischen Mittelpunkt des Schutzgebietes stellt die Region rund um den Brockengipfel dar. In seiner größten Ausdehnung in Ost-West-Richtung misst der Nationalpark Harz rund 25 Kilometer und in Nord-Süd-Richtung etwa 35 Kilometer. Er grenzt im Norden an die Städte Bad Harzburg und Ilsenburg, im Osten an Schierke und Braunlage, im Süden an Herzberg und im Westen an Altenau. Die ehemals freie Bergstadt St. Andreasberg wird an drei Seiten vom Nationalpark umgeben.

Die tiefstgelegene Stelle des Nationalparks Harz befindet sich am Nordrand des Gebirges im Bereich des Schimmerwaldes auf etwa 250 Metern über dem Meeresspiegel. Das Gelände steigt von dort aus an bis zum höchsten Punkt auf dem Gipfel des Brockens bei 1.141 Metern. Damit umfaßt das geschützte Areal einen Höhenunterschied von ungefähr 900 Metern.

Struktur

Der Nationalpark weist vom Harzrand bis zur Brockenkuppe sechs Vegetationszonen auf. Zwischen den tiefsten Regionen an der Grenze zum Harzvorland bei Stapelburg und der Brockenkuppe beträgt der Unterschied in der Hauptvegetationszeit rund 90 Tage. Diese liegt auf dem Brockengipfel bei lediglich etwa drei Monaten, was die Empfindlichkeit der dortigen Pflanzenwelt besonders deutlich macht. Bedingt durch das rauhe Klima befindet sich obendrein die natürliche Waldgrenze im Harz auf einer Höhe von gerade einmal 1.100 Metern.

In den unteren Lagen des Nationalparks dominieren bis etwa 450 Höhenmeter Laubwälder mit Buchen und Eichen. Diesen schließen sich bis auf eine Höhe von rund 700 Metern Buchenwälder und darüber Mischwälder mit vorwiegend Buchen und Fichten an. In den Hochlagen oberhalb von ca. 800 Metern wachsen hauptsächlich Bergfichten. Hier gibt es auch zahlreiche nährstoffarme Hochmoore mit einer speziellen und an die extremen Bedingungen angepaßten Pflanzenwelt. Auf der Brockenkuppe widerstehen oberhalb der Baumgrenze lediglich kleine Sträucher und diverse Heidepflanzen den rauhen Wetterverhältnissen.

Das Gebiet des Nationalparks Harz wird in die drei Kategorien Naturdynamikzone, Naturentwicklungszone und Nutzungszone unterteilt. In den Naturdynamikzonen beeinflußt der Menschen die Natur nicht oder nur sehr wenig. Es finden dort keinerlei Waldentwicklungsmaßnahmen mehr statt. Dieser Bereich stellt somit die Kernzonen des Schutzgebietes dar. Die Naturdynamikzonen bedecken derzeit etwas mehr als 70 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks.

Auf rund 28 Prozent des Nationalparkareals erstrecken sich die Naturentwicklungszonen. Bei diesen handelt es sich um Flächen, auf welchen behutsame Waldentwicklungsmaßnahmen wie z.B. die Pflanzung von regional typischen Laubbäumen durchgeführt werden. Diese Gebiete sollen sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu Naturdynamikzonen weiterentwickeln.

Im Verlauf der Zeit hat der Anteil der Naturdynamikzonen stets zugenommen - zu Lasten der Naturentwicklungszonen. Erstere bedeckten im Jahre 2006 gerade einmal rund 41 Prozent des Gebietes des Nationalparks Harz und damit nur wenig mehr als die Hälfte der heutigen Fläche.

Ein recht kleiner Teil von weniger als einem Prozent der Gesamtfläche zählt zu den Nutzungszonen. Zu diesen gehören u.a. kulturhistorisch wertvolle, durch menschliche Tätigkeit entstandene Landschaftsausschnitte wie Bergwiesen, Bergheiden und Schwermetallrasen, welche zum Erhalt durch Arbeiten wie Mahd und Beweidung gepflegt werden. Außerdem fallen in diese Kategorie Siedlungsgebiete und touristische Einrichtungen wie Gaststätten und Wege.

Etwa ein halbes Prozent des Nationalparkareals wird von - zumeist künstlichen - Gewässern bedeckt. Die größten von diesen sind der Eckerstausee, der Oderteich und der Silberteich.

Direkt an den Nationalpark Harz grenzen weitere geschützte Areale an, so z.B. das seit dem Jahre 1961 bestehende Naturschutzgebiet "Elendstal" bei Schierke sowie das Naturschutzgebiet "Wurmberg" bei Braunlage.

Geschichte

Obwohl der Nationalpark Harz noch relativ jung ist, gab es schon vor langer Zeit Bestrebungen, zumindest Teile des betreffenden Gebietes besonders vor den Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten zu schützen. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde eine Waldschutzverordnung für die Wälder rund um den Brockengipfel erlassen. Erste Forderungen nach der Einrichtung eines Nationalparks gab es ebenfalls schon frühzeitig - nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1937 erfolgte ein wichtiger Schritt hin zum heutigen Schutzstatus: Seinerzeit wurde der Oberharz rund um den Brocken zum Naturschutzgebiet erklärt. In den 1950er Jahren erfolgte als Ergänzung auf niedersächsischer Seite die Schaffung des Naturschutzgebietes "Oberharz".

Während der Epoche der deutschen Teilung war das Brockengebiet für jeglichen touristischen Besucherverkehr gesperrt. Als Nebeneffekt der vorwiegend militärischen Nutzung der Brockenkuppe und deren strenger Abschirmung konnte sich die Natur an den Hanglagen des Berges erholen. Mit der politischen Wende in der DDR wurden auch die Karten bezüglich des Schutzstatus neu gemischt.

Eine der letzten Amtshandlungen des Ministerrates der DDR war am 1. Oktober 1990 der Beschluß zur Einrichtung des Nationalparks Hochharz. Damit erreichte man trotz vieler vorheriger Widerstände auf einer Fläche von fast 9.000 Hektar im Land Sachsen-Anhalt einen besonderen Schutz der empfindlichen Natur. Dem Nationalpark Hochharz schloß sich seit dem Jahre 1994 auf niedersächsischer Seite der damalige Nationalpark Harz an. Der heutige länderübergreifende Nationalpark Harz entstand am 1. Januar 2006 durch die Fusion beider Nationalparke.

Natur und Wandel

Das Schutzgebiet stellt in unseren Tagen die Heimat von mehr als 7.200 Tier- und Pflanzenarten dar. Aufgabe und Ziel des Nationalparks Harz sind der Erhalt und die Förderung der regional typischen Ökosysteme und der natürlichen Vielfalt.

Eines der prägendsten Projekte stellt dabei die Steuerung und Mitgestaltung der Umwandlung des Waldes dar. Dieser soll sich unter der Obhut des Nationalparks vom einstigen monokulturellen Fichtenforst zu einer artenreichen Mischung mit Urwaldcharakter entwickeln. Die für das Erreichen des Ziels dieser ambitionierten Aufgabe notwendige Vorgehensweise stößt bei Uneingeweihten gerade in der Übergangsphase regelmäßig auf Unverständnis. Angestorbene Pflanzen bleiben vor Ort und dienen der neuen Baumgeneration als Nahrungsgrundlage. Für einige Jahre ragen daher die kahlen Stämme toter Fichten auf riesigen, teilweise kilometerlangen Arealen entlang von Straßen und Wegen für alle sichtbar empor - ein Bild, welches mitnichten dem von Vielen erwarteten ästhetischen Anblick eines Bergwaldes entspricht.

Oft werden darum mit scheinbar rationaler Begründung Forderungen nach einer Beräumung des Waldes vom Totholz vorgetragen. Doch kaum etwas könnte langfristig dem Ziel eines erfolgreichen Waldwandels mehr entgegenstehen. Die abgestorbenen Fichten stellen den einzigartigen Lebensraum von unzähligen Pilz- und Insektenarten dar. Des Weiteren dienen sie auch - wie bereits erwähnt - als Nährstofflieferanten für den zukünftigen Harzer Urwald.

Wer schon heute ganz genau hinsieht, entdeckt zwischen all den Mitleid erregenden Baumleichen bereits die ersten Anzeichen für dieses neue Leben. Nicht nur winzige junge Fichten ragen aus dem Totholz hervor, sondern auch zahlreiche Exemplare der im Harz heimischen Eberesche sowie darüber hinaus Bergahorn und Weide. In den unteren Höhenlagen gesellen sich oft noch Buchen hinzu, welche außerdem durch den Nationalpark an vielen Pionierstellen gezielt angepflanzt werden. So wird sich das Antlitz des Waldes in den oberen Regionen des Harzes bereits in wenigen Jahren deutlich verändert haben. Die heute noch das Bild dominierenden Stämme der toten Fichten geraten optisch mehr und mehr in den Hintergrund und der junge Urwald bestimmt den Anblick.

Ein weiteres Projekt, welches ohne die Arbeit des Nationalparks Harz kaum denkbar wäre, ist die Wiederansiedlung des Luchses in Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge. Im Jahre 2000 wurde das erste Tier dieser größten europäischen Katzenart im Oberharz in die Freiheit entlassen. Inzwischen ist die Zahl der im Gebirge und seinem näheren Umfeld wildlebenden Luchse auf etwa einhundert angewachsen. Luchse, welche auf ihre Auswilderung vorbereitet werden, können Sie an der rund drei Kilometer südöstlich von Bad Harzburg gelegenen Rabenklippe im dortigen Schaugehege beobachten.

Sehenswürdigkeiten und Freizeit

Jedes Jahr besuchen rund 10 Millionen Menschen das weitläufige Schutzgebiet in den Höhenlagen des Harzes. Der Nationalpark unterhält zum Zweck der naturschutzbezogenen Öffentlichkeitsarbeit mehrere Nationalparkhäuser und Rangerstationen, ein eigenes Bildungszentrum, ein Jugendwaldheim sowie diverse Informationsstellen. Mit seinen fast 600 Kilometern ausgeschilderter Wege stellt er außerdem ein ideales Wandergebiet dar. Diese Wanderwege führen zu unzähligen attraktiven Wanderzielen unterschiedlichster Art. Zu diesen gehören solche vom Nationalpark angelegte Objekte wie das Luchsgehege und die Tierbeobachtungsstation ebenso sowie der bereits 1890 eingerichtete Brockengarten. Hinzu kommen eine Vielzahl thematischer Wege wie z.B. der Löwenzahn-Entdeckerpfad, der WaldWandelWeg, der Seelenpfad, der Urwaldstieg, der Naturmythenpfad und der Wildnispfad. Obendrein erwartet Sie im Nationalparkgebiet eine ursprüngliche Natur mit ungezählten natürlichen Attraktionen. Diese reichen von bizarren Felsen über wilde Gebirgsbäche und die erwähnten Hochmoore bis hin zum atemberaubenden Aussichtspunkt.

Im gesamten Nationalpark gilt ein Wegegebot, weshalb Sie die regulären und meist sehr gut beschilderten Wege nicht verlassen dürfen. Dieses Gebot sollten Sie auch im eigenen Interesse beachten, da vor allem in den Hochlagen direkt am Wegesrand zahlreiche Moorgebiete liegen. Beim Betreten derselben könnten Sie im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen verlieren.

In der kalten Jahreszeit stellt der Nationalpark Harz zudem ein einzigartiges Wintersportgebiet dar. Die Wälder durchziehen dann unzählige gespurte Loipen, auf welchen man eine Vielzahl an Skilangläufern beobachten kann. An Rande der Siedlung Torfhaus gibt es außerdem einen Rodelhang.

Anreise

Die Anreise zum Nationalpark Harz ist aus allen Himmelsrichtungen und mit zahlreichen verschiedenen öffentlichen und individuellen Verkehrsmitteln möglich. Aus Richtung Norden können Sie z.B. mit der Bahn bis zu den Bahnhöfen in Goslar, Bad Harzburg oder Wernigerode fahren. Wenn Sie aus südlicher Richtung kommen, steigen Sie an den Bahnhöfen in Herzberg oder Walkenried aus. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, verschiedene Fernbuslinien zu nutzen.

Beliebt ist darüber hinaus die individuelle Anfahrt mit dem eigenen Fahrzeug. Durch das Gebiet des Nationalparks führen diverse, mit zahlreichen Parkplätzen ausgestattete Fern- und Regionalstraßen. Innerhalb des Schutzareals stehen Ihnen außerdem noch weitere öffentliche Verkehrsmittel wie z.B. die Harzer Schmalspurbahnen und diverse Buslinien zur Verfügung.

Mehr Informationen zum Nationalpark Harz finden Sie auf der Webseite www.nationalpark-harz.de.


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»»  Lesen Sie hier die Auswertungen der im Februar 2012 durchgeführten Umfrage zum Naturschutz und Tourismus im Harz sowie einer Umfrage vom Juli/August 2013 zum Thema Ist die Brockenstraße ein geeigneter Austragungsort für ein Radrennen?.

Weitere Informationen:
Der Brocken | Der Urwald am Brocken | Neuer Wald am Quitschenberg | Der Borkenkäferpfad | Die Hohneklippen | Der Löwenzahn-Entdeckerpfad | Der Naturmythenpfad | Der WaldWandelWeg | Der Wolf kommt - Hintergründe, Fakten, Perspektiven | Bilder aus dem Urwald

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