Die Geschichte des Brockens

Der Brockengipfel Anfang der 90er Jahre
Der Brockengipfel Anfang der 90er Jahre: Hinter dem Zaun auf der rechten Bildseite befand sich das Kasernengelände der russischen Armee.
Seit Jahrhunderten zieht der Brocken die Besucher in seinen Bann. Schon frühzeitig entwickelte sich ein Brockentourismus, berühmte Brockenwanderer waren z.B. Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Hans Christian Andersen, Otto von Guericke, Otto von Bismarck (welcher übrigens auf dem Brocken seine Frau kennenlernte) und viele andere mehr. Die touristische Infrastruktur entwickelte sich vergleichsweise frühzeitig. Das erste Haus auf dem Brockengipfel war das sogenannte "Wolkenhäuschen". Es entstand bereits 1736. Bald darauf öffnete ein erstes Brockengasthaus, welches zunächst vorwiegend als Unterkunft für die Arbeiter in den nahen Torfwerken diente, welche in den Mooren des Brockengebietes entstanden waren. Aber auch Wanderer konnten dort einkehren und übernachten.

Um das Jahr 1800 errichtete man auf dem Brockengipfel den ersten Aussichtsturm. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Anlage der noch in unseren Tagen genutzten Brockenstraße. Sie ersetzte den steilen und gefährlichen Wegabschnitt zur Brockenkuppe, welcher nicht ohne Grund als Knochenbrecherweg bezeichnet wurde. Zu dieser Zeit gab es auf dem Gipfel des Brockens außerdem eine Kegelbahn im Bereich des im Jahre 1890 angelegten Brockengartens. Seit dem Jahre 1899 fährt die von einer Dampflok gezogene Brockenbahn bis zum Gipfel.

Im Jahr 1935 fand vom Brocken aus die erste öffentliche Fernsehübertragung statt, damals noch mit einem mobilen Sender. Doch bereits ein Jahr später wurde ein 52 Meter hoher Turm gebaut - der erste Fernsehturm der Welt. Das benachbarte Brockenhotel war inzwischen auf eine Größe von 80 Zimmern angewachsen.

Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden alle Gebäude mit Ausnahme des Fernsehsenders zerstört. Die Amerikaner besetzten den Brocken, im April 1947 kamen die Russen. Später übernahm das Fernsehen der DDR den Sender. Eine zweite, sehr markante und 124 Meter hohe Antennenanlage folgte in den 70er Jahren. Zu dieser Zeit war der Brocken längst militärisches Sperrgebiet, Sowjetarmee und Staatssicherheitsdienst der DDR hatten eine Festung mit Mauer (1985) und Spionageanlagen errichtet, welche weit in das westdeutsche Gebiet hineinhorchen konnten.

Seit dem 3. Dezember 1989 ist der Brockengipfel wieder frei zugänglich. An diesem Tage demonstrierten etwa 2000 Wanderer für die Öffnung des bis dahin gesperrten und festungsartig ausgebauten Gipfels. Die militärischen Anlagen wurden inzwischen komplett abgerissen und das Gebiet renaturiert. An der Stelle der ehemaligen Mauer verläuft heute der Rundwanderweg um das Gipfelplateau. Die "Moschee", ein ehemaliges Stasi-Objekt, beherbergte in den 90er Jahren das Brockenmuseum und ist nun umgebaut zum "Brockenhaus" mit Museum, Schau- und Vortragsräumen. Der Fernsehturm ist heute Hotel mit Cafe und Aussichtsplattform. Auf dem ehemaligen Kasernengelände der Sowjetarmee befindet sich heute der für Touristen auch optisch gut präsentierte höchste Punkt des Brockens. Um die bekannte, aber nicht ganz exakte Höhenmarke von 1142 Meter über dem Meeresspiegel zu erreichen, wurde allerdings etwas nachgeholfen. Der Brockengarten erwachte in den 1990er Jahren nach langer Zeit des "Dornröschenschlafes" ebenfalls wieder zu neuem Leben.

Im Verlauf der Jahrhunderte hat der Mensch das Antlitz der Brockenkuppe entscheidend verändert. Viele einstmals vorhandene natürliche Besonderheiten gibt es heute nicht mehr. So befand sich z.B. unweit der Felsformationen Hexenaltar und Teufelskanzel das Hexenwaschbecken. Wenige dutzend Meter nördlich des Wolkenhäuschens lag der vom nahen Hexenbrunnen gespeiste Hexenteich, an welchen sich das Hexenmoor anschloß. Auch einige weitere markante Punkte auf dem Gipfel des höchsten Harzberges mußten der menschlichen und hier vor allem der militärischen Nutzung des exponierten Areals weichen. Große Teile der Brockenkuppe sind also in der heute sichtbaren Form nicht natürlich entstanden, sondern bestenfalls der Versuch, der Natur wieder Raum zu geben und die größten Wunden verheilen zu lassen.


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